Einmal im Jahr nimmt uns der liebe Gott mit, wenn er durchs Dorf geht und alle vier Himmelsrichtungen segnet. In Vogtareuth geht er zuerst hinauf zur Klinik, ums Eck und normalerweise am Scheibenbogenkreuz wieder zurück in die Kirche. Heuer war es ein wenig anders.
Das liegt an den Bauarbeiten der laufenden Dorferneuerung im Moosweg. Mit Rücksicht auf die Balance der Tragfiguren ging es stattdessen beim Kreuz weiter, erst mit der Mühltalstraße wieder hinunter ins Dorf und von dort über die Pfarrwiese vors Pfarrheim. Und dabei blieb es diesmal auch. Das Te Deum sangen wir gleich dort, und Pfarrer Guido Seidenberger gab uns im Freien den Schlusssegen, bevor die Gemeinde auf die andere Pfarrheimseite wechselte, wo die Freiwillige Feuerwehr schon mit der Stoppuhr an den dampfenden Wurstkesseln stand. Aus den Gesprächen an den Biertischen ergab sich, dass wir den Abschluss im Pfarrgarten wohl beibehalten werden. Der Platz vor dem Pfarrheim mit Firmlingskreuz ist längst Draußengottesdienstkirche geworden, und der sichtbare Gedanke, dass Gott sich nicht zurückzieht, sondern bei den Menschen bleibt, ist schön und, wie Guido Seidenberger anmerkte, auch theologisch sinnvoll.
Begonnen hatte das Fronleichnamsfest aber mit einer Festmesse in der Pfarrkirche St. Emmeram. Martina Schmidmaier hatte mit dem Kirchenchor und mit Umi Stephan an der Orgel hierfür trotz der zahlreichen Festtage der letzten Zeit eine weitere Festmesse aus dem Ärmel gezaubert: die schwungvoll-mitreißende Missa in hon.[orem] B.[eatae] M.[ariae] V.[irginis] de Loreto von Vinzenz Goller. Bei der anschließenden Prozession übernahm dann Hansi Forstners Vogtareida Blosn den musikalischen Part und wechselte sich beim Umgang mit der Vorbeterin Christa Liegl ab; Hubert Sewald, multifunktional auch als Mikrofonständer im Einsatz, trug dieser treu den Lautsprecher nach. Alle anderen Tragfiguren – der Landjugend, der Frauengemeinschaft und der Unterinntaler Trachtler – waren festlich bekränzt und, vielleicht weil durch das späte Frühjahr Blumen heuer besonders kostbar sind, besonders prachtvoll geschmückt.
Dasselbe gilt für die Stationsaltäre der Familie Deingruber, der Landjugend, von Elisabeth Schießl und von der Frauengemeinschaft, vor denen sich der erfreulich lange Zug versammelte: Emmeran Stadlhuber mit dem blauen Kreuz und den Kinder-/Jugendfahnen vorneweg, dann Bürgermeister und Gemeinderäte, die Vereine und Gruppen fast durchgehend in Tracht, die beiden Trachtenvereine sowieso, aber auch Landjugend, Schützen, Feuerwehr, Veteranen und Frauengemeinschaft und die junge Blasmusik – selbst die Sportvereinsfrauen liefen mit neuen kanariengelben Schürzen auf. Zwei Quellnymphen reichten dem wandernden Volk Gottes frisches Wasser, und über all dem gondelten die Kirchen- und Vereinsfahnen durch den blauen Junihimmel – eine würdige Entsprechung des hell leuchtenden Traghimmels, unter dem Pfarrer Guido Seidenberger, begleitet von Lichtern und Ministranten, den Erstkommunionkindern und Sepp Klaffl mit dem roten Kreuz als den Verkündern folgend, die Monstranz mit dem Allerheiligsten trug. Wunderbar war’s! Und die Beteiligung war wirklich ganz erfreulich stark – die letzten Männer waren nach der Station noch gar nicht wieder im Tritt, wenn vorne schon die Schellen zur nächsten Station erklangen.
Vielen herzlichen Dank an alle, die mitgeholfen haben, die vorbereitet und Figuren und Altäre geschmückt und geschultert haben, die Blumen gespendet haben, die ihre Fenstertücher ausgehängt haben, von der Krankenhausstraße bis zum Bäcker Adlmaier und auch noch in der Mühltalstraße, Dank an die Neugierigen, die mit den Kindern vor die Haustür kommen, Dank auch unserer Mesnerin Christine Bernhard, die bei allem, was sie an solchen Tagen nicht vergessen darf, doch nie vergisst, dass es ein Gottesdienst ist, Anita Rinser, die den Pfarrgemeinderat immer unterstützt und mit der Germana Beer im Rathaus die neue Wegstrecke ausgetüftelt hat, der Kirchenverwaltung, die um Fahnen und Himmel sorgt, dem Kanonier Anton Görgmayr und seinem Lehrling, den Bankräumern und Mithinlangern, der Feuerwehr, die den Zug sichert und zum Schluss für Notfälle mit dem Wagen präsent ist (und ganz zum Schluss für uns noch Würstel hat), den Radlern, die ohne zu Murren einen Umweg fahren, allen, die ich jetzt doch noch übersehen habe, und überhaupt allen, die mitgehen, mitbeten und mitfeiern, besonders jenen, die trotzdem mitgehen. Uns freut es sehr. Und der liebe Gott sieht es bestimmt auch gern.
Florian Eichberger
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