Am 16. Juli führte der traditionelle Sternbittgang die Gemeinden des Pfarrverbands zum Gottesdienst in Seehub zusammen. Im Anschluss hieß es Abschied nehmen von Pfarrvikar Konrad Roider, der zum 1. September nach Taching am See geht.
Pfarrer Guido Seidenberger fand ebenso gute, treffende Worte für den scheidenden Pfarrvikar wie Elisabeth Thusbaß, die als Pfarrgemeinderatsvorsitzende nicht nur für Prutting, sondern im Namen des gesamten Pfarrverbands sprach. Beide hoben den Zugang zur Jugend hervor, sein eifriges, genaues Engagement, das schöne Bestreben, mitten unter die Menschen zu gehen und zu wirken, ferner eine Eigenschaft, die Seidenberger als Beharrlichkeit lobte, während Roider selbst in seinen Dankesworten mutmaßte, dass vielleicht eher eine gewisse Sturheit gemeint war. Es ist in jedem Fall ein Charakterzug, der Geistlichen wohl ansteht. Womit wir bei den Stilfragen wären – denn natürlich ist uns seine Vorliebe für sakrale Alterthümer nicht verborgen geblieben, wozu, für alle ersichtlich, auch die Gewänder gehören. Die Kosten des neuen Messgewands, das zurzeit genäht wird und noch nicht fertig ist, will nun der Pfarrverband als Abschiedsgeschenk übernehmen.
Weil Konrad Roider bei dieser Feier aber doch nicht ganz ohne handfeste Gabe bleiben durfte, hatten die Pruttinger eine feine Überraschung mitgebracht: „Damit Sie nicht das neue Messgewand (und erst recht ned Ihren Beruf) an den Nagel hängen müssen, möchten wir Ihnen einen Kleiderbügel für dieses neue Kleidungsstück schenken: für das handgeschneiderte Messgwand einen handgeschreinerten Bügel“, und zwar einen einfachen für die Werktage, einen besseren für den Sonntag und einen kostbaren für die Festtage. „Schod, dass er ned dableim derf – des is so a feina Mo“, gab Elisabeth Thusbaß die Stimmung in der Gemeinde wieder. „Wir bedauern, dass Sie unseren Pfarrverband verlassen – nicht nur, weil Ersatz für Sie nicht in Aussicht ist.“ Das wäre wohl unter den Anliegen des Pfarrverbands, die der Bittgottesdienst bündelte, ein ganz inniges.
Den Segenswünschen für Konrad Roider schlossen sich Diakon Hans Mair und Gemeindereferentin Katharina Hauer an, außerdem die Frauengemeinschaften, die Kirchenpfleger und die Sprecherinnen der Ministranten, die ihre eigenen Erinnerungen – da geht es offenbar lustig genug zu – und Erinnerungsgeschenke mitbrachten, auch der Vogtareuther Bürgermeister Rudolf Leitmannstetter war eigens mitgekommen. Den Anfang hatte aber recht eigentlich der vereinigte Kirchenchor Prutting-Schwabering-Vogtareuth-Zaisering gemacht, der unter der wechselnd gemeinsamen Leitung von Felix Spreng und Martina Schmidmaier den Gottesdienst musikalisch begleitete und von dort mit einem Klassiker in Schmidmaier-Bearbeitung überleitete:
Bruder Konrad, Bruder Konrad,
ollesamt san beinand,
du hast vui mit uns gmacht, deszweng ghört a Dank gsagt,
singan mia, a Liadl dia.Ganz vui Weihrauch is bei dir Brauch,
man nix siegt, doch zum Glück
geht da Rauch in d’Höh nauf, da Chor huast si de Seel raus,
liabe Leit, des kratzt gscheid.S’oide Messgwand mit’m Goldrand –
Tradition magst du schon,
bloß dei Lederhosn, da ziagst auf dei Nasn,
mogst ned gern, s’is zum rean.Ministranten duast unterhalten
in Berlin, in da S-Bahn drin,
duast sie guad behüten, a vor de Banditen.
Du hast Muat, des ist guad.Warst ja selber lang Messdiener
z’Laffa drunt, ois junga Spund
wolltst scho Pfarrer werden, a guter Hirt auf Erden.
Des hast gschafft, war ja glacht.Ja so Schafe, des san brave,
bsunders ons, a ganz kloans,
s’Herzblatt is de Rosi, sie is jetzt dei Gspusi.
Nimm’s in d’Arm, da werds warm.
Doch als Pfarrer gibt’s was z’lacha,
da Messwein is gar fein.
Ab und zua a Stamperl, so sieben acht Obstwasserl,
er’s votragt, hat er gsagt.
Bruder Konrad, Bruder Konrad,
du geht weg, is ned nett,
mia werdn di vermissen und du werst scho wissen
unsre Not. Pfiad de God.
Es folgten noch viele persönliche Abschiedsworte, sodass Konrad Roider erst spät bis zu den Biertischen durchdrang, an denen der Pfarrgemeinderat Getränke, Grillfleisch- und Käsesemmeln ausgab. Vielen Dank auch dafür – und natürlich allen Helfern und unvergessen den Seidls, bei denen wir alljährlich im geografischen Mittelpunkt des Pfarrverbands zu Gast sein dürfen!
Eines ist bei aller Wehmut nach viel zu kurzen drei Jahren schön zu sehen: Mit dem Wechsel nach Taching sammelt Konrad Roider sozusagen eine weitere Perle für den Rosenkranz von Mariä-Himmelfahrtskirchen, die seinen geistlichen Werdegang seit Laufen markieren: die Kirche Mariä Himmelfahrt in Burg bei Tengling. Wir wünschen ihm dort, mit den Worten von Elisabeth Thusbaß, „alles Gute, dass Sie Gottes reichster Segen begleite und Sie weiterhin mit so viel Freude und Überzeugung die Frohe Botschaft zu den Menschen bringen, und wir hoffen, dass Sie gerne an den Pfarrverband Prutting-Vogareuth mit all seinen verschiedenen Menschen zurückdenken.“
Florian Eichberger
Bis ins Detail lebendig und authentisch-greifbar wiedergegeben, prima, sehr schön, auch die Fotos. Konrad bleibt uns allen hiermit in bester Erinnerung! Danke, lieber Florian!