Von wegen konzertmüde – eher angespitzt durch das große Kirchenchorkonzert im November erschienen die Vogtareuther (und nicht wenige Auswärtige) am zweiten Adventssonntag in St. Emmeram zahlreich und spendenfreudig zum mittlerweile 8. Adventskonzert des Orgelbauvereins: Beachtliche 1400 Euro kamen für den anstehenden Orgelneubau zusammen.
Natürlich war der Hauskirchenchor wieder mit von der Partie, der gleich ein neues Eigengut aus der Feder von Leiterin Martina Schmidmaier vortrug: eine sehr schöne „Herbergssuche“, die sich ruhigen Schrittes auf den Weg macht und aus ihrer Not stimmenweise auszubrechen sucht. Zu solchen Gelegenheiten wird der Chor durch Richard Eschlbeck unterstützt, der als Zweiter Vorsitzender nicht nur Organisator ist, sondern als Tenor auch die Vogtareuther Sänger um sich schart (Michael Eschlbeck, Lukas Herzog und Martin Weyland). Diese Saisonformation findet sich mit jedem Jahr besser zusammen und konnte heuer vor allem mit einem sehr eindrücklichen „In Nacht und Dunkel“ starke Wirkung erzielen. Uneinholbar allerdings klingt das Damen-Pendant der Straßkirchener Sängerinnen. Christine Gaßner, Marianne Kink und Maria Weiß sind nicht nur kongenial aufeinander eingesungen, sondern besitzen die besondere Gabe, selbst tief Vertrautes ganz neu erklingen zu lassen – bestes Beispiel war an diesem Abend „Maria durch ein’ Dornwald ging. Es ist wohl so: Selbst wenn diese drei „Hänschen klein“ sängen, kämen uns die Tränen, weil niemandem zuvor aufgefallen war, dass der Bub ganz allein in der weiten Welt unterwegs ist.
Weit über die Region hinaus bekannt, und zwar zu Recht, ist freilich die Innleiten-Geigenmusi um Rudolf Pihusch, die Eschlbeck heuer erstmals und zum Glück für das Adventskonzert gewinnen konnte. Das ist Volksmusik komplett ohne Tümeln, frisch und lebendig in den Tanztakten und besonders faszinierend, wenn Andreas Kellerer die Blockflötentöne nur so springen lässt, aber auch weite, tiefenscharfe Klanglandschaften ausbreitend, wenn es an den „Jodler in G“ oder die „Hirtenweise“ geht. Das klingt einfach unvergleichlich gut. Wasti Riepertinger kann man übrigens oft genug an Festtagen den Kirchenchor begleiten hören. Auch Anneliese Graf (Harfe) ist übers Jahr, oft mit dem Geschwistertrio, regelmäßig in Zaisering und darüber hinaus zu hören. Und dass Wilfrid Abtmeier den Männergesang mit dem Orgelportativ einspielte, schuf eine gute Abwechslung gegenüber Elisabeth Asböcks Harfe zu den Sängerinnen und Hedwig Grellas Gitarre, die den stets etwas bayrisch-frecher („Los Hansl“) aufgelegten Pruttinger Viergsang nicht nur begleitete, sondern darin auch selbst eine Stimme trug; neben Georg Plankl und Renate Schmidmayer war diesmal Maria Schuhmacher die Vierte im Bunde.
Groß geworden ist mittlerweile auch die junge Vogtareida Blosn, die uns zuletzt den Umzug ins neue Pfarrheim musiziert hatte: Julia und Verena Dorn, Christoph Hofstetter, Seppi Liegl, Magdalena Mayerhofer, Annalena Rinser und Quirin Neugebauer am Schlagwerk eröffneten den Abend angemessen festlich mit einem „Festlichen Aufzug“. Kapellmeister Hans Forstner hat mit dieser Gruppe in erstaunlich kurzer Zeit erfreulich viel geleistet. Sehr schöne Wirkung tat vor allem Christoph Hofstetters Trompeten-„Sarabande“, die er, begleitet durch Elisabeth Asböck von der Höhe der Orgelempore herab erklingen ließ. Apropos Pfarrheim und erfreulich: Erstmals fand das anschließende Beisammensein im neuen Pfarrheim statt – und dass so viele der Zuhörer diesmal mitkamen, war schön zu sehen und darf als ein Beweis dafür gelten, wie gut der Bau dem Gemeindeleben tut.
Auf so etwas die Hände stillzuhalten, fiel nicht ganz leicht, aber beim Adventskonzert ist es einmal so, dass die Musik und das Hören auch eine Andachtsform sind. So hoben sich die Besucher allen Zwischenapplaus auf und ließen ihn erst nach dem gemeinsamen „Macht hoch die Tür“ gesammelt durch das Kirchenschiff von St. Emmeram donnern. Gut, dass Pfarrer Guido Seidenberger in seinen Wortbeiträgen zum Advent daran erinnerte, wie wichtig das Warten ist! „Wer nicht warten kann“, sagte er, „dem geht etwas Wichtiges verloren. Wer jedes Bedürfnis sofort befriedigen muss, der wird abhängig von jedem Bedürfnis. Warten macht innerlich frei. Wenn wir warten können, bis unser Bedürfnis erfüllt wird, dann halten wir auch die Spannung aus, die das Warten in uns erzeugt.“ – Das stimmt für den Advent, und es ist ebenso wahr für den Glauben eines ganzen Menschenlebens; am schwersten fällt das Warten dann, wenn es fast schon so weit ist.
Florian Eichberger
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