Jetzt geht es wieder ans Schenken. Das ist an sich eine feine Sache, jemanden etwas schenken. Ich meine, dass das Schenken so etwas wie das Gegenstück zum Bitten und Beten ist.
Das meine ich deshalb, weil „euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet“. Wir bekommen unendlich viel geschenkt, jeden Atemzug, jeden Tag, jeden Gutenachtkuss. Alles bekommen wir geschenkt, ohne dass wir darum bitten, und wir haben uns so sehr daran gewöhnt, dass wir bald aufgehört haben, zu bitten. Vielleicht freut sich Gott aber, wenn wir ihn trotzdem bitten und ihm unsere kleinen Wünsche sagen, so insgeheim wie Eltern, die den rührenden Wunschzettel ihres Kindes lesen. „Dabei“, denken sie dann und haben selbst leuchtende Augen, „sollst du so viel mehr bekommen, da wirst du staunen!“
Aus einer solchen großen Fülle schenkt es sich am besten und leichtesten – möchte man meinen. Doch wer so viel mehr weiß und so viel geben kann, wird er nicht das schenken, was gerade jetzt am besten ist, was genau das Richtige ist? Und nicht etwa das Zweitbeste oder irgendwas, das mir beim Karstadt über den Weg gelaufen ist. Einer, der es wissen muss, sagt: „Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten.“ Er hat uns dazu das Vaterunser gelehrt.
Dummerweise ist das Gute nämlich nicht immer das, was auf den Bittzetteln steht. Dort stehen oft Wünsche aus dem Warenhaus oder Dinge, die andere Leute haben. Entsprechend verhalten ist dann die Freude über das dicke gute Buch und die Tasche in der falschen Farbe. Entsprechend ungnädig sind auch wir selbst, wenn wir auswickeln und merken, dass sich Gott anscheinend wieder einmal vertan hat: Traurigkeit? Wer braucht schon Traurigkeit?
So könnten wir uns im Advent darin üben, gute Geschenke jenseits der Wünsche zu finden. Und wir könnten am Schenken selbst das Bitten lernen. Gerade Erwachsene müssen oft erst wieder üben, zu bitten – einander um Gutes und Gott um das Beste. Das Schwerste kommt dann ja erst noch, aber bis Weihnachten ist noch etwas Zeit. Bis dahin können wir uns darauf gefasst machen, das Geschenk auch anzunehmen.
Florian Eichberger
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