Fast zwölf Jahre hat es gedauert, nicht mehr. Der 22. Januar 2023 war nun der Tag der Orgelweihe in der Vogtareuther Pfarrkirche St. Emmeram – „ein wunderbarer Tag“, wie der Kirchenchor (noch ganz ohne Orgelbegleitung) zum Einzug sang.
Pfarrer Guido Seidenberger zögerte dann nicht lange, sondern stieg mit der Seelsorgeseilschaft Eugen Peter und Katharina Hauer, geführt von Sherpa-Ministranten, die Weihrauch und Weihwasser trugen, bis hinauf auf die obere Empore, um das neue, vollständige Instrument feierlich zu segnen. Den polternden Abstieg zum Basislager im Altarraum konnte Umi Stephan dann bereits mit dem Klang der neuen Orgel übertönen, bevor sie zum Kyrie der Missa brevis Sancti Joannis de Deo (Kleinen Orgelsolomesse) von Joseph Haydn ansetzte, die Martina Schmidmaier eigens für diesen Festtag mit Chor und Orchester einstudiert hatte.
Zu danken war vielen, sehr vielen an diesem wunderbaren Tag – so vielen, dass Guido Seidenberger gar nicht alle namentlich nennen konnte und Einzelne aus Kirchenverwaltung und Kirchenmusik nur stellvertretend für alle hervorhob, Prof. Friedemann Winklhofer für die Orgelsachberatung der Abteilung Kirchenmusik im Erzbischöflichen Ordinariat München und für den Orgelbauverein Richard Eschlbeck, den amtierenden Vorsitzenden, sowie Harald Grella, den verstorbenen Gründungsvorsitzenden.
Es gibt so manche, die diesen Tag gerne erlebt hätten, denen das aber nicht vergönnt war; und es gibt so manche, die mit klopfendem Herzen in der Kirchenbank saßen, weil sie diesen Tag nun doch selbst erleben durften. Ihnen und allen Spendern und Förderern dankte Seidenberger besonders: „Es ist beeindruckend, dass so eine kleine Gemeinde wie Vogtareuth durch das Zutun so vieler eine so gut ausgestattete Orgel in Auftrag geben konnte.“ Tatsächlich ist die neue Orgel zu einem ganz großen Teil aus vielen kleinen Fuchzgerln und Euro-Münzen gemacht.
Zu danken war schließlich auch dem Orgelbauer Alois Linder und seinem Team, deren Werk bereits bei der Abnahme durch Prof. Winklhofer höchstes Lob erhalten hatte. Wir dürfen tatsächlich sehr froh sein, dass die Wahl auf Linder gefallen ist – auch weil jetzt nicht nur wir, sondern noch die nächsten Generationen froh sein dürfen.
Vor dem Schlusssegen ergriff noch Richard Eschlbeck das Wort. In seinen Dankesworten, die er an die Orgelbauer ebenso richtete wie an die übrigen Bauhelfer, gedachte er auch der verstorbenen Mitglieder des Orgelbauvereins, insbesondere der vier Vorstandsmitglieder Franz Bock, Christa Bader, der lebenslangen Straßkirchener-Vogtareuther Orgelseele Sepp Rumberger und eben des Ehrenvorsitzenden Harald Grella.
Eschlbeck wies außerdem auf die Festschrift hin, die es im Kirchenvorraum zum Mitnehmen gab und in der unter anderem Alois Linder die Bauweise der neuen Orgel genau beschreibt. Gleich im Anschluss lud Eschlbeck noch alle ins Pfarrheim, wo der Orgelbauverein mit Unterstützung der Frauengemeinschaft und weiteren Helfern bereits mit Schnitzel und Kartoffelsalat zu Mittag aufwartete. Manche bestanden dann auf ihrer Siesta, andere stiegen selbst noch hinauf zur Orgel, wo Alois Linder alle neugierigen Fragen bereitwillig beantwortete – und denjenigen Pfeifenpaten, die ihren Ton wussten, ihren Ton spielte.
So kam es, dass doch etliche bis 16 Uhr durchhielten und auf dem Weg zum Orgelkonzert vielen begegneten, die von zu Hause wieder gekommen waren oder eigens von weiter her angereist kamen. Eine Koryphäe wie Prof. Winklhofer, der selbst die vielfältigen Möglichkeiten des neuen Instruments vorstellen sollte, hört man schließlich nicht alle Tage.
Prof. Winklhofer stellte die Stücke seines Programms, das den Bogen vom Frühbarock bis zur Spätromantik schlug, zuerst vor und erklärte jeweils, welche Register besonders zu hören sein würden und warum so etwas wie die Toccata ottava, di durezze e ligature von Girolamo Frescobaldi angemessen nur mit einem schwebend gestimmten Register wie dem Vogtareuther Biffara 8′ zu spielen sei. Was dann folgte, erlebte das staunende Publikum – die Kirche wurde fast noch voller als am Vormittag – mit offenen Ohren und Mäulern, sodass es zuletzt stehende Ovationen für den Organisten gab, der schon, noch ehe die ersten den Mut zu Bravo-Rufen gefasst hatten, eine Zugabe drauflegte. Es war, da hatte Chorleiterin Martina Schmidmaier mit ihrer Eigen- und Anlasskomposition ganz recht: ein wunderbarer Tag.
Florian Eichberger
PS: Zum größten Teil ist die neue Orgel tatsächlich bereits bezahlt (!), ein Rest Kosten ist aber noch übrig – und man kann immer noch eine Pfeifenpatenschaft übernehmen.
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