Zum 5. Sonntag der Osterzeit

Unser Jahresthema „Beten – den Alltag unterbrechen“ ist durch die Corona-Krise auf eine ganz eigene, überraschende Weise Wirklichkeit geworden. Unser alltägliches Leben wurde durch den allgemeinen „Lockdown“ jäh unterbrochen, alles wurde heruntergefahren.

Auch öffentliche Gottesdienste waren bis zum 3. Mai nicht mehr möglich. Jetzt können wir ab Mitte Mai auch in unserem Pfarrverband nach neun Wochen Unterbrechung – wenn auch unter strengen Auflagen – wieder miteinander Gottesdienst feiern.

Manch einer hat da sicher noch Ängste. Und es ist auch legitim, noch zu Hause zu bleiben, den Hausgottesdienst zu feiern (die Texte dazu finden sich weiterhin auf unserer Homepage) oder den Gottesdienst im Fernsehen oder Radio mitzuvollziehen. Wir sind auch weiterhin von dem Gebot entbunden, am Sonntag den Gottesdienst in der Kirche mitzufeiern.

Viele freuen sich aber auch schon wieder auf die gemeinsamen Gottesdienste – da schließe ich mich selbst mit ein. Das Schöne dabei ist, dass es den Charakter eines Neubeginns hat. Vieles fühlt sich momentan, wo wir schrittweise in den Alltag zurückkehren, an wie das erste Mal: z.B. der erste Friseurbesuch oder die Wiedereröffnung eines Geschäftes oder der erste Schultag. Da bekommen Dinge, die für uns selbstverständlich waren, eine ganz neue Bedeutung: So auch das Feiern des Gottesdienstes!

Doch auch die vergangenen Wochen ohne öffentliche Gottesdienste in unseren Kirchen waren für mich nicht gottesdienstfrei: Da habe ich viel Dienst an Gott gespürt und erlebt, indem Menschen füreinander da waren, einander Trost und Kraft gegeben haben. Die Werte Solidarität und Zusammenhalt waren und sind ganz stark! Da passt – finde ich – ganz gut das Wort aus dem ersten Brief des Apostels Petrus, das wir heute in der 2. Lesung hören:

„Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen, die Gott gefallen.“

Wir alle haben eben Anteil an dem Priestertum Jesu – das wurde für mich noch nie so intensiv spürbar wie in den vergangenen Wochen: Da haben z.B. Kinder und Erwachsene aus dem Pfarrverband die Leidensgeschichte sowie die Auferstehung Jesu lebendig werden lassen in einem für mich sehr bewegenden Hörspiel. Da hat jemand aus der Familie die Speisen für das österliche Mahl zu Hause gesegnet. Da haben wir durch unsere Achtsamkeit und Hilfsbereitschaft gezeigt, dass Gottesdienst nicht zu trennen ist vom Dienst an unseren Mitmenschen. Vielleicht sind diese Dinge, die wir da erleben durften, die „geistigen Opfer, die Gott gefallen“, von denen der Apostel Petrus spricht. Und in diesem Sinne wollen und werden wir auch weiterbauen an dem „geistigen Haus“, von dem in der Lesung die Rede ist.

Dennoch freuen wir vom Seelsorgeteam uns schon auf den Wiederbeginn von öffentlichen Sonntagsgottesdiensten; auf das Zusammenkommen in den Kirchen unseres Pfarrverbandes; auf das gemeinsame Hören des Wortes Gottes; auf das gemeinsame Beten, Singen, Danken und Bitten; auf die Zusage des Segens Gottes!

In Vorfreude grüßt Sie ganz herzlich
Ihr Pfarrer Guido Seidenberger!


1. Lesung: Apg 6,1–7

2. Lesung: 1 Petr 2,4–9

Evangelium: Joh 14,1–12

[An dieser Stelle befanden sich ursprünglich die Biteltexte aus der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift (2016). Die Rechte daran hält die Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart, die die Wiedergabe für derartige Zwecke befristet genehmigt hatte. Wir haben die Texte, ebenso wie die Hausgottesdienstvorlagen, die diese Passagen ebenfalls enthalten, mittlerweile wieder gelöscht, weil das Risiko einer Urheberrechtsverletzung jetzt zu groß ist. (red)]

Veröffentlicht in Glauben.

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