Sie ist bloß noch nicht angekommen. Momentan steht sie in Nußdorf, in der Werkstatt von Orgelbauer Alois Linder, die 2022 ihr 30-jähriges Bestehen feiert. Zum Tag der offenen Tür am 24. September reiste der Orgelbauverein mit etlichen Neugierigen an.
Das ganz Besondere dieser Gelegenheit war, dass das Instrument jetzt noch nicht verkleidet ist, sodass man die Bewegungen der Traktur von der Taste bis zur Pfeife gut sichtbar vor Augen hatte. Für manche war es überhaupt der erste Besuch in der Orgelwerkstatt. Und das ist jedes Mal ein großartiges, ein goldenes Erlebnis, nur ein wenig, wie zum Kontrast, mit dem Schwarz des Neides unterlegt, der uns packt, wenn Alois Linder vom Handwerk erzählt: warum er das Sägewerk aus den geduldig gewachsenen Fichten vom steinigen Berghang keine Bretter schneiden lässt, warum er ausbrennt, wenn es ganz genau geht, wie der Tastendruck an den Abstrakten hängt und weshalb der Wind zuerst durch ein Labyrinth muss, wieso industriell gegerbtes Leder nicht zu gebrauchen ist und wo der letzte Pergamentmacher sitzt, wie oft sich die eigens gefertigten Drähte hin- und herbiegen lassen, ohne dass sie brechen, wo der Porzellanmaler den Pinsel ansetzt und wer in Sekundenschnelle ein Schlauchboot aufblasen kann, wie man an Obertönen feilt und warum das Orgelmetall auf Reinheit pfeift, sich aber vor Holzstaub und Fingerabdrücken fürchtet.
Dieser faszinierenden Mischung aus Meisterklasse und Materialkunde folgten alle wie gebannt – wir hätten Alois Linder und Michael Gartner noch lange erzählen und zeigen lassen, wenn sie nicht irgendwann zu Kaffee und Kuchen bzw. Bier und Leberkässemmel gerufen hätten. Vom Handwerk des Orgelbaus zeigte sich auch Klaus Wenzke tief beeindruckt, der darin sein eigenes Motto bestätigt fand: „Gscheid oda gar ned“. Wenzke ist Geschäftsstellenleiter der Volksbank Raiffeisenbank in Vogtareuth; er war mit Martin Klampfleitner, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit, eigens gekommen, um im Angesicht der neuen Orgel dem Verein einen Spendenscheck über 2500 Euro zu überreichen.
Insgesamt ist es nämlich maßgeblich der Vogtareuther Spendenbereitschaft zu verdanken, dass die neue Orgel bereits zum Aufbau des Instruments praktisch finanziert ist und nicht – wie üblich – erst im Nachgang abbezahlt werden muss. Darauf dürfen wir sehr stolz sein. Und allen Vereinsmitgliedern, großen und kleinen Spendern, Paten, Weinkennern, Plätzchenmampfern, Büchsenwerfern, Konzertbesuchern etc. sei an dieser Stelle noch einmal innig gedankt. Spätestens nach dem Samstag in Nußdorf dürfen sie alle gewiss sein, dass es sich gelohnt hat, dass Vogtareuth eine ganz feine Orgel bekommt, an der wir noch viel Freude haben werden.
Zu Wein und Konzert ist außerdem zu sagen: Den Orgelweinverkauf wollte der Vorstand eigentlich demnächst einstellen, auch deshalb, weil die neue Orgel schon zum Greifen nah ist. Doch so wie es aussieht, wird der Verein fürs Adventsgeschäft noch ein letztes Mal nachlegen. Apropos Advent: Für heuer ist nach langer Pause endlich wieder ein Adventskonzert geplant: für den 11. Dezember (3. Advent). Aller Voraussicht nach werden wir bei dieser Gelegenheit schon die neue Orgel zu hören bekommen. Organisator Richard Eschlbeck hat bereits die Zusage von Pfarrverbandskirchenmusikerin Elisabeth Engelsberger. Die Einweihung der neuen Orgel wird wohl erst im Januar geschehen, wenn es nach der staaden Zeit wieder ruhiger ist.
Gut gefallen hat am Samstag auch der Orgelprospekt. Dessen Bauteile sind zwar unverändert geblieben, doch die Anordnung der sichtbaren Pfeifen ist deutlich dynamischer, durch die Felderteilung strukturierter und geht etwas mehr in die Raumtiefe. Die vormals gleichmäßige Staffelung ist zu einer gegenläufigen Auf- und Ab-Bewegung geworden, die auch damit spielt, dass die Pfeifen hervor- und zurücktreten; gehalten werden die neue Vielfalt und die Kontraste von großen und kleinen, langen und kurzen Pfeifen durch die klaren Horizonte der Aufschnitte, die jetzt auf gleicher Höhe stehen. Im Grunde finden sich die Pfeifen jetzt barocker in den Bögen zurecht als zuvor. Das Auge verspricht dem Ohr: Weniger Eins-nach-dem-anderen, mehr Spielfreude! Das hört man gerne.
(Den beiden Engeln hat Alois Linder zur Präsentation Pfeifen gegeben; in St. Emmeram werden sie dann wieder die Rosettengirlande halten.)
Am Ende traten wir übervoll von Vorfreude, Orgelwissen und Leberkäs wieder die Heimreise an, fest entschlossen, beim Aufbau im Oktober mitzuhelfen, wo es geht. Denn die Orgelbauer werden Freiwillige gut gebrauchen können, wenn alle Einzelteile mit großer Sorgfalt in die Kirche und auf die Empore gebracht werden müssen. Wer dabei mittun möchte, rührt sich am besten bei Toni Görgmayr oder Sepp Klaffl von der Kirchenverwaltung.
Florian Eichberger
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