Großer Glaube und starker Wille

Zum 20. Sonntag im Jahreskreis

Im Evangelium vom 20. Sonntag im Jahreskreis (Mt 15,21–28) finden wir ein beeindruckendes Beispiel großen Glaubens und starken Willens. Dabei spielt neben Jesus eine kanaanäische Frau die Hauptrolle.

Es ist durchaus interessant und lohnenswert das Handeln dieser Frau genauer zu betrachten. Das Verhalten der Frau aus Kana bietet viele Anknüpfungspunkte für unser Leben. So können wir einiges von ihr lernen:

Die Bitte

Sie „kam zu ihm und rief: Hab Erbarmen mit mir, Herr, du Sohn Davids!“

Hier ist uns die Frau ein großes Vorbild, weil sie glaubt, dass Jesus gleichzeitig Gott und Mensch ist. Sie nennt Jesus „Herr“ und sagt „Sohn Davids“ zu ihm. Außerdem fordert sie von Jesus nicht etwas aufgrund irgendeines Verdienstes, sondern sie erfleht Barmherzigkeit von Gott, wenn sie sagt: ‚Erbarme dich!‘ Manchmal fühlen wir uns vielleicht nicht würdig, Gott um etwas zu bitten. Wir kommen uns vielleicht zu klein, unbedeutend oder unwürdig vor. Doch von der Frau können wir lernen, dass es nicht darauf ankommt, woher wir kommen und welchen Status wir haben. Jesus sagt dazu in Matthäus 9,13:

„Geht und lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer! Denn ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder.“

Hund im Abseits

Die Beharrlichkeit

Als die Jünger Jesu wollen, dass er die Frau wegschickt und Jesus antwortet: „Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt“, reagiert die Frau so:

„Doch sie kam, fiel vor ihm nieder und sagte: Herr, hilf mir!“

Hier können wir von der Frau lernen, nicht sofort aufzugeben. Wenn wir Jesus um etwas bitten, werden wir nicht immer sofort das bekommen, was wir wollen. Stellen wir uns das bildlich vor, wie die Frau vor Jesus niederfällt! Sie bringt mit ihrem Körper und mit ihren Gefühlen ihr Leben und damit auch das Leben ihrer Tochter zu Jesus.

Die Demut

Selbst als Jesus ihr auf sehr drastische Weise sagt, dass er es nicht als seine Aufgabe sieht, ihr zu helfen, lässt sich die Frau nicht entmutigen.

Wie würden wir reagieren, wenn uns Jesus auf diese Weise abweist? Ich würde vermutlich enttäuscht, beleidigt und vielleicht auch geschockt sein.

Wie reagiert die Frau? Sie sagt zu Jesus:

„Ja, Herr! Aber selbst die kleinen Hunde essen von den Brotkrumen, die vom Tisch ihrer Herren fallen.“

Welch große Demut ist hier zu spüren!

Die Frau akzeptiert, dass Jesus der Herr, Gott ist, und sie ist ein Kind Gottes. Hier können wir lernen, dass wir es Gott überlassen, wann und wie er uns hilft und gleichzeitig alles dafür tun, dass er uns von unseren Leiden erlöst.

Das Heil

Die Antwort von Jesus zeigt, wie beeindruckt er von der Haltung der Frau ist:

„Frau, dein Glaube ist groß. Es soll dir geschehen, wie du willst.“

Hier zeigt sich, wie wichtig neben dem großen Glauben auch ein starker Wille ist. Es braucht beides: Ein großes Vertrauen in die Allmacht Gottes und unseren unbeugsamen Willen, wenn es darum geht, das Leid zu lösen.

Jesus zeigt auch an anderen Stellen, dass es ein gutes Zusammenspiel von Glaube, Wille und Tat braucht. Das zeigt sich ganz deutlich als vier Männer das Dach abdecken und einen Gelähmten vom Dach herunterlassen, damit Jesus ihn heilen kann (Mk 2,1–12).

* * *

Wenn Sie mögen, gönnen Sie sich jetzt noch ein paar Momente der Stille und gehen diesen Fragen nach:

  • Wo nehme ich Leid wahr?
  • Welche Leiden, welche Leidenden möchte ich vor Gott bringen?
  • Wie kann ich diese Leiden und Leidenden vor Gott bringen?
  • Wie groß ist mein Glaube und wie stark ist mein Wille, dass die Leiden gelöst werden? Vielleicht mag ich wie der Vater eines Kindes zu Jesus rufen: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ (Mk 9,24)
  • Was kann ich selbst dazu tun, dass das Leid gelöst wird?

Ich möchte Sie ermutigen, mit großem Glauben und starkem Willen Ihr Leid und das Leid Ihrer Mitmenschen zu Jesus zu bringen. Er kann und will auch in unserer Zeit wirken, sicher nicht immer sofort und nicht immer so, wie wir es uns wünschen. Doch meist übertrifft das Wirken Gottes unsere Vorstellungen, auch wenn wir das oft erst später erkennen.

Einen gesegneten Sonntag und eine gute Sommerwoche wünscht Ihnen

im Namen des Seelsorgeteams
Michael
Leberle, Diakon in Ausbildung

Veröffentlicht in Glauben.

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