Zum Osterfest 2020

Ostern beginnt nicht erst mit der Auferstehung. Ostern knüpft an den Karfreitag an: Kreuz, Tod, Trauer, begrabene Hoffnungen, Resignation, Angst …

Bild: Eva-Maria Grohmann. In: Pfarrbriefservice.de
Bild: Eva-Maria Grohmann. In: Pfarrbriefservice.de

Früh am Morgen des Ostertages sind drei Frauen unterwegs zum Grab. Sie wollen den Ort sehen, wo ihre ganze Hoffnung leibhaftig begraben ist. Und das ist eine tief greifende Erschütterung: ein „gewaltiges Erdbeben“ (Mt 28,2).

Wie nahe sind diese Bilder des Evangeliums unseren Erfahrungen! Auch wir erleben derzeit ganz intensiv das, was den Karfreitag prägt: Sterben und Tod, Urvertrauen wird erschüttert, Sicherheiten lösen sich auf, soziale Netze liegen zum Teil auf Eis, Arbeitsverhältnisse werden zerstört, Hoffnungen werden begraben, Glaube zerbricht …

All diese Erschütterungen unseres Lebens gehören in den Osterjubel hinein. Ohne Karfreitag, ohne den Tod, ohne das Grab gibt es kein Ostern, geschieht keine Auferstehung. Der Weg auf Ostern hin geht nicht am Leiden vorbei – auch wenn wir uns das vielleicht wünschen würden. Der Weg auf Ostern hin geht vielmehr durch das Leiden hindurch. Mir ist momentan der Satz aus dem Glaubensbekenntnis „hinabgestiegen in das Reich des Todes“ sehr präsent: Jesus steigt mit uns hinab, er solidarisiert sich mit uns in unserer Not, Angst und Sorge – und die daran anknüpfende Osterbotschaft heißt: Er zieht uns aus diesem Reich des Todes heraus – in das Licht, in das Leben!

Diese Wahrheit möchte uns das Osterevangelium nahebringen: Jesus, der Gekreuzigte, ist auferstanden. Sein Grab ist leer!

Die Osterbotschaft will uns deutlich machen, dass es lebens-not-wendig ist, in die Grabkammern der eigenen begrabenen Hoffnungen zu schauen – um dann die Botschaft des Engels zu hören: „Fürchtet euch nicht! Jesus ist von den Toten auferstanden! Steht auch ihr auf vom Tod eurer begrabenen Hoffnungen!“

Auferstehung beginnt also nicht erst nach dem Tod, sondern schon vorher, nämlich heute und jetzt, mitten im Leben. Hoffentlich vermag das Licht der Osterkerze unsere Dunkelheiten in Licht zu verwandeln. So kann Altes aufbrechen und neu werden, was dunkel ist; und was tot war, das kann zu neuem Leben kommen.

Wir erleben derzeit viel Verlust auch dahingehend, dass fast alles ausfällt (öffentliche Gottesdienste …) und abgesagt wird. An diese Erfahrung knüpft ein Text an, der mir kürzlich begegnet ist und der mich seitdem begleitet – er zeigt für mich den Horizont der österlichen Botschaft auf, er macht Mut und weckt Hoffnung. So möchte ich diesen Text mit Ihnen teilen:

Nicht alles ist abgesagt

Sonne ist nicht abgesagt,
Frühling ist nicht abgesagt,
Beziehungen sind nicht abgesagt,
Liebe ist nicht abgesagt,
Lesen ist nicht abgesagt,
Zuwendung ist nicht abgesagt,
Musik ist nicht abgesagt,
Fantasie ist nicht abgesagt,
Freundlichkeit ist nicht abgesagt,
Gespräche sind nicht abgesagt,
Beten ist nicht abgesagt,
Hoffnung ist nicht abgesagt.

Möge bei Ihnen auf diesem Hintergrund heute und auch in der kommenden Zeit Ostern angesagt sein! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen auch im Namen des Seelsorgeteams und aller Mitarbeiter im Pfarrverband von ganzem Herzen ein frohes und gesegnetes Osterfest!

Ihr Pfarrer
Guido Seidenberger


1. Lesung: Apg 10,34a.37–43

2. Lesung: Kol 3,1–4

Evangelium: Joh 20,1–9

[An dieser Stelle befanden sich ursprünglich die Biteltexte aus der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift (2016). Die Rechte daran hält die Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart, die die Wiedergabe für derartige Zwecke befristet genehmigt hatte. Wir haben die Texte, ebenso wie die Hausgottesdienstvorlagen, die diese Passagen ebenfalls enthalten, mittlerweile wieder gelöscht, weil das Risiko einer Urheberrechtsverletzung jetzt zu groß ist. (red)]

Veröffentlicht in Glauben.

Ein Kommentar

  1. Liebes Seelsorgteam, liebe Musiker und Mitarbeiter der Homepage, vielen Dank für eure Impulse, Gedanken und Texte für die Kar- und Ostertage. In dieser Zeit der Einschränkungen ist dieses Angebot sehr hilfreich.

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