Du, St. Leonhard am Inn, bist keineswegs die unbedeutendste unter den Kirchen im Pfarrverband. Klein bist du, aber wunderschön, und zu deinem Patrozinium kommen Ross und Reiter von weither. Am gestrigen Sonntag feierte Leonhardspfunzen Leonhardi mit Gottesdienst, Pferdesegnung und Fest.
Bereits zur Feldmesse hatte der warmgoldene Oktobertag viele Neugierige versammelt, manche davon sogar zum Gottesdienst, den Pfarrer Guido Seidenberger und Katharina Hauer zelebrierten. Es gehört fast schon zur Leonhardi-Tradition, dass ihr die Predigt zur Brandrede wird: „Wir brauchen Vorbilder wie den hl. Leonhard, die uns anstecken und entzünden.“ Beim Klimawandel ist das derzeit Greta Thunberg, und von der geschundenen Natur zog Katharina Hauer die Parallele zum Glauben, der ebenso leidet:
„Die Feuerwehren und Notfallhelfer erleben, wie sich Gleichgültigkeit breitmacht und der Sensationslust den Weg frei macht. In der Politik herrscht grenzenlosse Respektlosigkeit. Im Arbeitsleben begegnen wir Rücksichtslosigkeit. In den Medien grausames Mobbing. Im Umgang miteinander Lieblosigkeit.“
Mit einer solchen unverschämten Wurschtigkeit werden wir nicht mehr weit kommen, sie ist böse gegen andere und am Ende tödlich für uns selbst. Und selbst wer an Gott festhält, ist oft zu still gewesen; wir haben uns daran gewöhnt, dass Glaube Privatsache ist, über die man lieber nicht spricht. Miteinander hinausgehen und wieder für den Glauben brennen, das wäre richtiger; dazu rief Katharina Hauer mit eindrücklichen Worten auf, die es wert sind, festgehalten zu werden:
„Greta Thunberg hat die Welt aufgerüttelt. Jedem ist heute bewusst, dass er selber dazu beitragen kann, das Klima zu verbessern. Jeder von uns kann dazu beitragen, sich und uns aus der Glaubenskrise zu retten. […] Sprechen wir miteinander über Gott, Jesus und den Heiligen Geist. Erzählen wir uns gegenseitig von unseren Glaubenserfahrungen. Vom Wirken Gottes! Von der Sehnsucht nach ihm. Vom Spüren und Fühlen – und schämen wir uns nicht dafür! Geben wir Kunde von unserem Glauben!“
Nach der Bayernhymne setzte sich dann der Zug der Gespanne und Rösser in Bewegung, um drei Mal an Weihwasser, Weihrauch und Segen vorüberzuziehen: die berittene Polizei vorneweg, gefolgt vom Wagen der örtlichen Politikprominenz, dann die Vereine in prachtvoll geschmückten Vierspännern, das Kirchenmodell, Wildschützen, Trachtler und Kindergarten, die Deingruber-Esel, ganze Reiterhöfe, ein Trauernder, der auf dem leeren Sattel Bild und Kranz führte, hurtig trottende Ponys, langbeinige Fohlen und diesmal sogar – vollkommen passend – ein Kalb. Und während die Sonne in den Süden stieg, setzte sich die allgemeine Einsicht durch, dass man doch viel zu warm angezogen war für diesen Tag. Entsprechend heftig verlief der anschließende Ansturm auf den Getränkestand, der den geselligen Ausklang einleitete.
Florian Eichberger
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