Mit den Füßen beten, sagt man. Fatalerweise bin ich beim Gehen sehr viel empfindlicher, was den gemeinsamen Rhythmus angeht. Im Sprechgebet macht es mir nichts aus, mich in Ton und Tempo zu anzupassen. Beim Gehen hätte ich schon lieber einen Rhythmus, bei dem ich mir keine Blasen bete.
Gehen, heißt es auch, macht von selbst glücklich – du gehst los, und bald nach einer Stunde bis du froh. Bloß vom Gehen. Ich finde, dass es Gebete gibt, die sind wie neue Wanderstiefel. Da nützt es nichts, wenn man hineinsteigt und drei Schritte macht. Ob sie passen, merkt man erst nach einer ganzen Weile, wenn das Herz klopft.
Vom Gehen – darauf schwört mein Schwiegervater – wird man gesund. Da ist etwas dran. Der Körper begreift recht schnell, dass er heute den ganzen Tag geht und morgen wieder und übermorgen. Dafür räumt er über Nacht schon das ein oder andere Weh aus dem Weg.
Beim Gehen, weiß ich, fällt außerdem der ganze Unfug unten hinaus, wie bei einem sanften Rüttelsieb. Was bleibt, ist dann meist wert, dass man es in die Hand nimmt. Das, scheint mir, ist fast schon das halbe Beten: erst einmal Platz machen, dass es klingt, wenn es klopft.
Im Gehen – jetzt kommt’s – kannst du sogar mit Gott reden. Wenn es Zeit ist, mit eigenen Worten; wenn der Weg an den Füßen drückt, mit Vaterunser, Rosenkranz oder Psalmen – kommt darauf an, was man auswendig im Gepäck hat. Und es geht sogar noch mehr.
Zum Gehen kann man sogar singen. Und wer singt, betet ohnehin schon doppelt, heißt es, insgesamt ist das fast schon zu viel. Also eine Pause.
Vor einem Wegkreuz, in einer Kapelle, einer Kirche. Da stehst du dann schnaufend da mit deinem klopfenden Herzen.
Florian Eichberger, Vogtareuth
(aus dem Sommerpfarrbrief 2019)
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