Statt Sternbittgang

Fünf Gerstenbrote und zwei Fische

Der gemeinsame Bittgottesdienst in Seehub ist oft auch die Gelegenheit für Verabschiedungen aus dem Pfarrverband. Heuer traf es Hans Mair, der Ende Juni als „Diakon im Zivilberuf“ in den Ruhestand gegangen ist.

Weil er in Wahrheit „Diakon mit ganzem Herzen“ ist und um die Vollbremsung etwas zu mildern, stellt er sich noch als Aushilfe im benachbarten Pfarrverband Stephanskirchen bei Pfarrer Fabian Orsetti zur Verfügung. Es fällt uns gar nicht leicht, ihn ziehen zu lassen. Das merkte man den aufrichtigen Dank- und Abschiedsworten an, die Pfarrer Guido Seidenberger und Elisabeth Thusbaß am 14. Juli für Prutting, Schwabering, Vogtareuth mit Straßkirchen und Zaisering aussprachen.

Wir haben uns an den Hans so sehr als einen Mittler, einen Zuhörer, einen Ratgeber, auch einen oft sehr eindringlichen, unbeirrten Warner gewöhnt, dass wir uns schwer vorstellen können, wie diese Lücke, die sein Abschied ins geistliche Leben der Gemeinden reißt, zu füllen sei. Wir haben uns an ihm über so vieles gefreut; jetzt freuen wir uns am besten für ihn und seine Familie – und für Stephanskirchen, Haidholzen und Baierbach. Trotzdem werden wir seine bayerisch gereimten Fastenpredigten vermissen, überhaupt seine Predigten, seine Schreinerarbeiten für die Gottesdienste, seine Kindergottesdienste und seine Taufen, die ihm so am Herzen liegen. Wir haben uns auch geärgert, wenn wir unvermutet erlebten, dass er nicht so wollte, wie wir wollten – „standhaft“ nennt das die Bibel –, wenn wir mit eigenen Plänen und Wünschen auf seine gründlich überlegte, gewissenhafte Rechtschaffenheit stießen.

Dass er seine eigenen Abschiedsworte mit der Bitte um Verzeihung begann, zeigt uns eine Größe, die aus bewusster Demut kommt und die wir anderen geistlichen Amtsträgern, die in der Zeitung stehen, wünschen möchten. Man spürt das, glaube ich, auch in seiner sichtbaren Ehrfurcht vor dem Allerheiligsten – das liturgische Gewand trägt er mit dem Stolz, der davon kommt, wenn einer dazutut, dass Gott zu den Menschen kommt. Das Jesaja-/Johannes-Wort „Bereitet dem Herrn den Weg!“ ist sein Wahlspruch, zu dem er vor vier Jahren gesagt hat:

„Gott braucht den Menschen, um in der Welt wirken zu können. Er braucht das Zeugnis der Menschen in Wort und Leben, damit sein Wirken auch sichtbar und für die Menschen erfahrbar wird. Gott hat nur das menschliche Angesicht, unser Gesicht, um seine Barmherzigkeit zu zeigen. Wenn die Menschen in ihrem Gesicht Gottes Barmherzigkeit nicht widerspiegeln, bleibt sie verborgen.“

In den rund 18 Jahren, die er bei uns gewirkt hat, hat der Hans viel dazu getan, dass Gott zu uns kommen, in uns wirken kann. Dass Gott wiederum uns so einen wie den Hans geschickt hat, der ihn wirken lässt, da kann man schon Danke sagen, wenn wir das nächste Mal mit ihm sprechen. Das Gebet ist ohnehin das einzige Abschiedsgeschenk, das Hans Mair überhaupt annehmen wollte.

Unserm Hans zum Dank
Unserm Hans zum Dank

Die Pfarrgemeinden mussten sich darum anders behelfen: Die vereinigten Kirchenchöre, präpariert von Martina Schmidmaier und Elisabeth Freiberger, schmuggelten nach der Predigt ein Danklied in die Liturgie, in dem die Vogtareuther Chorleiterin dem Hans ein „Servus, mach’s guad“ auf den Weg mitgab. Ein glückliches Zusammentreffen: Dass er im Pfarrbrief selbst das „leise Servus“ gewählt hatte, konnte sie bei dieser Anlasskomposition noch gar nicht wissen. Außerdem hatte Prutting eine selbstgebackene Bibelstelle vorbereitet: Centa Friedrich übergab einen Korb mit fünf Broten und zwei (ebenfalls gebackenen) Fischen, zum Austeilen beim anschließenden Beisammensein im Pfarrheim. Die teilten sich tatsächlich so wunderbar, dass am Ende zwar keine zwölf Körbe, aber doch gerade so viel übrig blieb, dass er das zu Hause noch einmal mitteilen konnte. Für Verpflegung und Getränke sorgte ansonsten die Familie Seidl, der wir dafür innig danken. Sie hatte sich nicht nur bereit erklärt, in Seehub für uns zu sorgen, sondern war, als der Sternbittgang wetterhalber abgesagt wurde und der Gottesdienst nach Mariä Himmelfahrt umzog, kurzerhand mitgezogen.

Florian Eichberger
Bilder: Florian Eichberger, Martina Schmidmaier, Elisabeth Thusbaß

Veröffentlicht in Pfarrverband.

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