„Was ist perfekt?“, diese Frage stellte Ursula Stacheder, Gemeindereferentin, am 3. Februar 2015 an die Zuhörerinnen im voll besetzten Vogtareuther Pfarrsaal bei ihrem Vortrag zum Thema „Immer perfekt – und dann k.o.!?“. „Dass man mit sich selbst zufrieden ist“, kam als Antwort. Schnell stellte sich heraus, dass das die wenigsten sind.
Perfektionismus sei im Grunde nichts Schlechtes, so die Referentin. „Wir erwarten z.B. von einem Arzt, dass er die Operation bis ins kleinste Detail richtig macht, und das ist gut so. Dafür sollte der Arzt aber als Ausgleich, um sich nicht zu überfordern, in anderen Dingen etwas lockerer sein, kleine „Defizite“ haben. Das gelte aber nicht nur für die Medizin, das gelte in vielen Berufen und generell in unserem Leben, stellte Stacheder klar. Als Maßstab für Perfektionismus und die Ansprüche an sich selbst gab sie den Besucherinnen folgenden Spruch an die Hand:
4 ist bestanden,
bestanden ist gut,
gut ist 2 und 2 ist fast 1.
Eine weitere Frage von Frau Stacheder brachte das Auditorium zum Nachdenken: „Können Sie spontan in ein paar Minuten 30 Dinge aufschreiben, die Ihnen Spaß machen?“ Sie wies darauf hin, dass es sich hier um keine besonderen Sachen handeln müsse, dass es oft Kleinigkeiten sind, die den Tag, das Leben zu etwas Besonderem machen, wie z.B. ein Spaziergang oder Yoga-Übungen. Generell sei Sport oder Bewegung in jeglicher Form gut, um zu sich selbst zu kommen, um inneren Druck auszugleichen, um in den Genuss der Ausschüttung von Glückshormonen zu kommen. Wenn wir dabei noch Selbstgespräche führten, befänden wir uns auf dem besten Weg zur Entschleunigung unserer Gedanken. Denn Denken ist ein schneller Vorgang, aber das Gedachte auszusprechen, nimmt unheimlich Geschwindigkeit aus dem Prozess.
Außerdem wichtig für das eigene Wohlbefinden und für die Selbstachtung sei es, bewusste Entscheidungen zu treffen, so Ursula Stacheder – ein Ja oder ein Nein, ohne zu grübeln: Was wäre wenn? Eine Entscheidung für etwas sei natürlich immer verbunden mit einer Entscheidung gegen die Alternative. Eng verbunden mit dem Entschiedensein und dem Spüren der eigenen Grenzen sei auch die Fähigkeit zu delegieren, was bedeutet Aufgaben abzugeben, anderen zu vertrauen und ihnen zuzutrauen, dass auch sie diese Aufgaben gut lösen können, selbst wenn sie es vielleicht anders anpacken.
Die Referentin rief dazu auf, ehrlich zu sich zu sein, Lob und Dankbarkeit von anderen anzunehmen und auch an andere weiterzugeben. Außerdem sei es sehr wirkungsvoll, sich bewusst auf Dinge zu konzentrieren, über die man sich freuen kann, denn nur in diesen positiven Dingen findet man die Energie, die man braucht, um sein Leben gut bewältigen zu können. Auch eine aufrechte Körperhaltung trägt einen guten Anteil dazu bei.
Als letzten Punkt sprach Stacheder das Thema Burnout an. Dem stellte sie folgende Aussage voran: „Nur, wenn ich für etwas gebrannt habe, kann es zum Burnout kommen.“ In jedem Alter steigen die Ansprüche an sich und die Umwelt; Schnelllebigkeit, Ängste um den Arbeitsplatz, Medien, Handys und vieles mehr tragen ein Weiteres dazu bei, dass es zu dieser Krankheit kommt. Als weiteren wichtigen Punkt, der einen nicht unwesentlichen Teil zum vermehrten Ausbreiten der Erkrankung beiträgt, identifizierte die Gemeindereferentin das Wegfallen der Religion. Mit dem Hinweis darauf, wie gut es tun kann, im Glauben Kraft zu schöpfen und seine eigene Mitte zu finden, schloss Ursula Stacheder ihren Vortrag und erntete viel Applaus und Zustimmung für ihre Worte.
Bei einem gemütlichen Stehimbiss und netten Gesprächen klang der Abend aus, der von Pfarrgemeinderat, Katholischer Frauengemeinschaft und den Landfrauen organisiert worden war.
Gitti Neugebauer und
Kathi Bürger-Schuster
für den Pfarrgemeinderat Vogtareuth
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