Mt 28,16-20

Christi Himmelfahrt

Der russische Präsident fragte den Kosmonauten Gagarin nach seiner Rückkehr vom ersten Flug ins All: „Sag mal, hast Du Gott da oben gesehen?“ Gagarin nickt bejahend, darauf der kommunistische Präsident: „Ich gebe Dir 1 Mio. Rubel, wenn Du es niemandem weitererzählst.“ Etwas später kommt Gagarin zu einer Audienz beim Papst – auch dieser fragt ihn: „Sag mal, hast Du Gott da oben gesehen?“ Diesmal schüttelt Gagarin den Kopf – verneinend. Darauf nun der Papst: „Ich gebe Dir 1 Mio. Dollar, wenn Du es niemandem weitererzählst.“

Dieser kleine Witz, liebe Schwestern, liebe Brüder, zeigt wunderbar, wie falsch wir Menschen bisweilen denken. Der Erstkommunionkinder haben es so schön gesungen bei der Erstkommunion: „Weißt du, wo der Himmel ist, außen oder innen, eine Handbreit rechts und links, du bist mittendrinnen!“

Erstkommunion Zaisering, 11. Mai 2014 (Bild: © Stefan Strauß)
Um den Himmel ging es auch bei der Erstkommunion 2014 (hier in Zaisering).

Die Himmelfahrt Jesu ist – zugegebenermaßen – für uns etwas schwierig. Die Engländer tun sich da leichter, weil sie zwischen heaven und sky unterscheiden. Jesus fährt nicht in den blauen Himmel, nicht einfach in die Luft, wie ein kosmischer Superman. Er fährt in den Himmel als Dimension, als geistige Größe. Das war auch für die Jünger offenbar schwierig. Deshalb standen sie auch dumm wie 20 Meter Feldweg in der Gegend herum und schauten einfach nach oben, wie Hans Guckindieluft! Sie stehen da und warten darauf, dass was passiert, hilflos, ahnungslos und perspektivenlos. Sie waren es ja gewöhnt, dass Jesus ihnen sagt, was zu tun ist. Sie waren es gewöhnt, alles vorgekaut zu bekommen. Sie waren es gewöhnt, nur mitmarschieren zu müssen. Und jetzt plötzlich sollten sie selber handeln, selber Gemeinde sein, selber Kirche sein? Sie wussten nicht, wie das ging. Und so standen sie eben herum und warteten und schauten in den Horizont.

Das war so offensichtlich dämlich, dass Gott sogar zwei Engel schicken musste, die dem Rumstehen ein Ende machten.

Aber man muss natürlich auch bedenken, dass da für die Jünger jetzt ein ganz schöner Wechsel anstand. Eben haben sie die letzten Worte Jesu vernommen, sein Vermächtnis, sein Testament sozusagen. Dann verschwindet er. Jetzt stehen sie alleine auf dem Berg und sollen Kirche sein. Und schon damals, schon vor 2000 Jahren, schon auf dem Berg der Himmelfahrt zeigte sich, dass das gar nicht so einfach ist, wie es klingt. Und das ist auch heute noch so. Auch heute noch stehen wir bisweilen einfach nur dumm da und warten darauf, dass was passiert. Wir gucken in die Gegend und verlassen uns darauf, dass da schon jemand handeln wird. Es war ja immer so! Am Ende hat schon immer jemand eingegriffen! Was, wir sollen jetzt plötzlich Kirche sein? Für was haben wir einen Pfarrer und einen Pfarrgemeinderat und einen Diakon und eine Gemeindereferentin? Wir sollen Kirche sein, auch ich? Wie geht denn das?

Wir sollen jedoch kein Hans Guckindieluft sein, der über alles stolpert, weil er nicht auf das Wesentliche schaut. Wir neigen dazu, Luftschlösser zu bauen, anstatt uns der Probleme hier unten zu widmen. Dabei reicht es eigentlich, sein Vermächtnis zu beachten, zu lesen, zu betrachten und umzusetzen. Es reicht diese 40 Worte des Abschiedes zu lesen, die Jesus auch uns hinterlässt.

Er spricht von Macht: Aber das ist keine Macht des Stärkeren über den Schwächeren. Das ist keine Macht, die den Menschen mit Füßen tritt. Das ist keine Macht, die Gewalt ausübt. Es ist eine Macht der Liebe, des Miteinanders, des Verständnisses, der Fürsorge. Es ist eine Macht der Schwäche und eine Macht der Anspruchslosigkeit. Es ist eine Macht des Trostes. Und deshalb sind Jesu letzte Worte auf dieser Erde Worte des Trostes:

Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.

Das ist keine leere Versprechung. Es ist eine Zusage. Aber spürbar wird diese Zusage nur, wenn wir den Himmel nicht als einen fernen Ort begreifen, sondern als unser Zentrum, als unsere Mitte, als Gottes Dimension der Gegenwart, der Anwesenheit. Himmel heißt dann, Ort der Begegnung mit ihm, Ort der Gewissheit des Glaubens, Ort der Hoffnung. Und dadurch wird deutlich, dass es nicht nur einen Ort „Himmel“ gibt, sondern viele „Himmelsorte“, wie es auch viele „Himmelsmomente“ gibt. Immer da, wo mich der Glaube trösten kann, wo ich seine Hoffnung spüren kann und darf, immer da, wo ich mich nicht allein gelassen fühle, immer da wo ich seine Gegenwart spüre, da ist Himmel.

Und das bedeutet, dass auch in der Kirche Himmel ist, Himmel sein kann. Immer da, wo sie mit Leben und Glauben, und Hoffnung und Liebe erfüllt ist und gefüllt wird. Wie haben die Erstkommunionkinder gesungen? „Weißt du, wo der Himmel ist, nicht so tief verborgen. Einen Sprung aus dir heraus, aus dem Haus der Sorgen.“

Christi Himmelfahrt,
liebe Schwestern, liebe Brüder, ist ein Fest der Zuversicht und der Hoffnung, ein Fest der Freude und der Dankbarkeit, weil Christus den Menschen zu Gott gebracht hat, weil er uns zeigt, dass der Himmel uns nicht nur nahe ist, sondern dass er uns ganz umgibt, dass wir mittendrin sind.

Christi Himmelfahrt,
das heißt daher, die Augen des Herzens aufmachen, anstatt in der Gegend herumzuschauen, das heißt, das Haus der Sorgen zu verlassen und aus der Zuversicht zu leben, das heißt, den Schritt in den Himmel zu wagen, um zu verstehen, zu welcher Hoffnung wir durch ihn berufen sind.

Amen

Tobias Hartmann

Veröffentlicht in alle, Glauben.

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