In der Münchner Kirchenzeitung vom 3. Januar war ein Leserbrief zum Umgang mit dem Koran erschienen. Darauf hat Kurt Kantner, Pfarrgemeinderatsvorsitzender von St. Peter, Schwabering, mit einem Leserbrief geantwortet, der in Nr. 3 vom 17. Januar erschienen ist.
Mit Sorge nehme ich den Leserbrief zur Kenntnis, in dem er vorschlägt, die heilige Schrift der Muslims, den Koran, zu „redigieren“. Dies unter Berufung auf die Sure 98, Vers 6, in dem es unter anderem heißt: „jene, die ungläubig sind […], werden im Feuer der Hölle sein, um darin zu bleiben. Sie sind die schlechtesten Geschöpfe.“ (Ahmadeyya-Übersetzung) Im Übrigen sind zum Beispiel in Sure 47 vergleichbar dramatische Aussagen über den Umgang mit Ungläubigen zu lesen. Als Leiter eines Asylhelferkreises für vorwiegend muslimische Flüchtlinge seit über drei Jahren kann ich diesen Gedanken aber trotzdem in keiner Weise nachvollziehen:
Bei sorgfältiger Lektüre des Alten Testamentes finden wir vergleichbare Texte, zum Beispiel: „Wer einer Gottheit außer Jahwe Schlachtopfer darbringt, an dem soll die Vernichtungsweihe vollstreckt werden.“ (Ex 22,19) Die berühmte Stelle im Matthäus-Evangelium 10,34, „Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert“, sei hier nur der Vollständigkeit zitiert, da diese Stelle exegetisch sehr unterschiedlich interpretiert wird. Niemand wird aber dieser anderer Schriftstellen wegen auch nur im entferntesten annehmen, dass das Christentum eine gewaltverherrlichende Religion ist! Gleiches dürfen aber auch unsere muslimischen Schwestern und Brüder bei der Auslegung der Texte des Koran erwarten!
Ich glaube, wir sollten uns als Christen auch dem Islam in geschwisterlicher Zuneigung und Respekt nähern und nicht Negatives durch aus dem Zusammenhang gerissene Zitate pflegen; etwas das wir im Übrigen ja auch als Christen in der Begegnung anderer mit unserem Glauben wünschen. Es gilt im Gegenteil, die Schriften – sei es der Koran oder das Alte und das Neue Testament – in ihrer Gesamtheit zu verstehen und korrekt exegetisch auszulegen.
Vergessen wir abschließend nicht: Jede der 114 Suren des Koran (mit Ausnahme der neunten) beginnt mit den Worten „Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen“. Lassen wir uns also nicht irreführen durch die im Namen des Islam stattfindenden Kriegsverbrechen, auch der Glaube unserer Kirche wurde leider über Jahrhunderte zur Rechtfertigung für Krieg und Gewalt missbraucht.
Kurt Kantner, Schwabering