Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder,
sicher hat sich mancher heute gewundert und sich gefragt, was er mit dem bunten Zettel anfangen soll, den jeder Gottesdienstbesucher in die Hand gedrückt bekommen hat. Manche kennen diese Zettel bereits. Es sind dieselben, die die Kinder häufig ausgeteilt bekommen. Ein Quiz zu den Lesungen also.
Bei diesem Quiz geht es aber – anders als in der Schule – nicht um Noten und richtige oder falsche Antworten. Alle Antworten zeigen, was bei den Kindern und auch bei euch angekommen ist. Manche Gedanken liegen dabei etwas näher am Original, und bei anderen ist der Interpretationsspielraum etwas größer – falsch ist da gar nichts und deshalb gibt’s für jeden, der mitmacht, hinterher Gummibärchen.
Wozu soll dieser Zettel aber gut sein?
Zum einen hört man schlicht genauer hin, wenn es etwas zum Mitmachen gibt. Zum anderen kann man bei schwierigen Texten damit die Aufmerksamkeit behutsam auf das lenken, was auch den Kindern verständlich ist. (Das ist nicht zu unterschätzen; es gibt genügend Texte, die auch bei mir mehr ein Rauschen als eine spontane Erkenntnis erzeugen.) Und manchmal geht mir bei der Erstellung der Fragen erst richtig auf, wie gut die Lesungen aufeinander abgestimmt sind, wie sie sich gegenseitig beleuchten und sich ein wunderbarer Kreis ergibt.
So einen Fall haben wir heute, deshalb haben wir die Zettel für alle mitgebracht. Es geht, wie im Advent zu erwarten ist, um Licht, d.h. man könnte sagen, wir haben heute eine richtige Lichterkette vorgelesen bekommen. Schauen wir uns die also einmal genauer an – die Kinder haben bestimmt gut mitgemacht:
Der erste Text ist aus dem Alten Testament, von dem Propheten Jesaja, aber Jesus liest ihn in der Synagoge der versammelten Gemeinde vor und sagt hinterher: „Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.“ Das bedeutet, dass er damit gemeint ist, dass er von sich redet, dass er von seinem Auftrag spricht. Was also sind die Aufgaben, die er erfüllen soll?
[Mit den Kindern klären. Antworten: frohe Botschaften; heilen; Entlassung.]
[Ebenso für die zweite Lesung. Antwort: Freude.]
Kein Wunder, heute ist ja Gaudete-Sonntag, das heißt übersetzt: Freut euch! Und natürlich freut man sich über frohe Botschaft, Trost und Befreiung, keine Frage.
Das heutige Evangelium wird dann konkreter. Es handelt von Johannes dem Täufer. Wer war denn das? Was hat er getan? [Mit den Kindern klären; evtl. Ministranten einbeziehen.]
Auch dieser Johannes ist mit einem bestimmten Auftrag gekommen. Er soll etwas bezeugen. Was heißt das: „bezeugen“? [Mit den Kindern klären: dass etwas wirklich so gewesen ist!]
Was soll er also bezeugen, was hat er wirklich gesehen? [Mit den Kindern klären; Antwort: das Licht.] Wie passend für den Advent!
Christus war für die Menschen noch nicht da, er hat sich noch nicht zu erkennen gegeben, Johannes aber hält die Hoffnung und die Sehnsucht nach ihm wach, er sagt: Das Licht gibt’s wirklich! Ich hab’s gesehen! – Denn das heißt ja „bezeugen“.
Und auch für uns sind die Kerzen auf dem Adventskranz, ist das Licht Ausdruck unseres Sehnens nach Gott, unseres Hoffens auf Weihnachten und eben unser Zeugnis: Er kommt bestimmt!
Sehen wir aber noch genauer hin: Was genau ist denn die Aufgabe von Johannes? [Mit den Kindern klären; Antwort: Jesus den Weg zu bereiten (falls „Kirche gründen“ genannt wird: Damit hat es letztlich auch zu tun, denn ohne Jesus gäb’s natürlich keine Kirche, aber erst einmal sollte er …)] – Aha! Was heißt denn das, „den Weg bereiten“? Kommt der mit Bulldozer und Dampfwalze und planiert eine Autobahn? Dass würde schlecht zu Jesus passen!
Aber wie könnte das aussehen? Was genau könnte das heißen? Was denkt ihr? [Mit den Kindern klären.] – Genau, alle drei Antworten passen – und viele mehr!
Und wenn man sich damit nicht zufriedengibt, wenn man weiter fragt: Wie kann so etwas gelingen? – Jetzt haben wir gehört: Er will die Herzen vorbereiten und Sehnsucht entfachen. Was kann man da tun?
Dann sind wir, glaube ich, wieder am Anfang angelangt: Man kann Gefangene befreien, jedenfalls aus inneren Gefängnissen, gebrochene Herzen heilen, jedenfalls kann man es versuchen, und man kann den Armen dieser Welt eine frohe Botschaft bringen.
Habt ihr schon mal
- jemandem, der arm dran war, eine Freude gemacht?
- jemanden getröstet?
- jemanden aus einer Notlage befreit?
Wie habt ihr das geschafft? Was habt ihr da getan? Wer hat Ideen?
Und damit trägt man Licht in die Welt, dann bezeugen wir das Licht! Stellt euch mal vor: Dann seid ihr eine Kerze für andere! Jeder Einzelne, du und du – und Sie! Jeder von uns kann eine Kerze für jemand anderen sein. Daran könnt ihr später denken, wenn ihr heute wieder eure Kerzen an der Adventskerze anzündet!
Und wenn sich das jeder ganz fest wünscht – du und du und Sie! –, dass wir für andere manchmal eine Kerze sind, dann kann’s Weihnachten werden, dann kann das Christkind auf die Welt kommen, mehr noch, dann ist ER bereits mitten unter uns.
Amen.
Uli Eichberger
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