Gestern Abend betrat man St. Peter wie frühchristliche Katakomben: Es waren alle gekommen, alle ganz nah beieinander, während draußen der Herbststurm durch die Dunkelheit heulte und am Portal der Kirche rüttelte. Ganz vorne leuchtete der Hochaltar, und davor gab die Silhouette des SolCanto-Chors uns und dem lieben Gott ein aufwühlend großes Kirchenkonzert.
Pfarrer Guido Seidenberger fand in seinen einführenden Worten gleich den richtigen Ton: In dieser Jahreszeit, wenn die Natur zur Ruhe kommt, ist es auch Zeit für den Menschen, in sich zu gehen. So war das musikalisch-geistliche Programm getragen von bewegenden Liedern, meist gefasst, oft stark anrührend, mitunter traurig, einmal kraftvoll und geschwind wie das Swahili-Vaterunser „Baba Yetu“, dann ruhig wie das moderne Jesuiten-Evergreen „Here I am, Lord“, gemeinschaftlich wie Cesáreo Gabaráins „Vienen con alegria“ oder an eine Solostimme anknüpfend wie das anrührende walisische Traditional „Dacw ’Nghariad“ (mit dem verblüffend bavaresken „Radl“ im Refrain – das möchte ich beim nächsten Mal unbedingt nicht englisch, sondern gleich im Bayerischen angesetzt hören: „Da geht mei Liab, sie geht drausd drunt im Garten“ oder so).
Elisabeth Freiberger, die den noch jungen, mehrheitlich jugendlichen Chor leitet und auf die Beine gestellt hat, darf auf ihre Sängerinnen und Sänger ebenso stolz sein wie auf ihre eigene Arbeit. Sie hat an diesem Abend sehr umsichtig gute Gelegenheiten zu ebenso guten Einzelleistungen gegeben, sie hat dabei vielfach und klug weitere musikalische Talente genutzt – ob aus den Reihen des Chors selbst, wo sich der Sopran einfach den E-Bass umhängt und mit Stevie Wonders „Faith“ (aus dem Animationsfilm „Sing“) beginnt, oder in der geschickt eingesetzten Begleitung durch Blockflöten, Querflöte, Geige sowie natürlich mit Gitarren- und Djembenunterstützung durch Helga Neugebauer. Sie hat vor allem ein gutes Ohr für die Gesamtwirkung der Stücke, was bei „Irgendwas bleibt“ (Silbermond) ebenso deutlich wurde wie im Finale bei „As long as I have Music“. Und sie hat auch noch die Abfolge des Abends im Auge behalten, der sogar den Lesetexten großzügig Raum gab – durchaus gewagt, aber auch das hat funktioniert. Wir nehmen daraus die Xaverl-und-der-liebe-Gott-Geschichten von Lene Mayer-Skumanz als Buchempfehlung für Weihnachten mit und haben wohl wahrgenommen, wie bitterernst der Dialog Erde und Mensch während der laufenden Klimakonferenz gemeint ist. Die Musik dazu: „Vo da Weidn“ („From a Distance“). Das war deutlich und ist schön zu hören: „Es ist uns Ernst mit dem Glauben und der Welt.“ Ich vermute stark, dass dieser Chor in Zukunft noch sehr viel vorhat und es auch tun wird. Den Erlös des Abends wendet er zu einem Teil für Bedürftige in der Gemeinde auf.
Dafür gab es zu Recht starken, anhaltenden Applaus, den SolCanto getrost ins sein Selbstvertrauen investieren darf, Blumen für die Chorleiterin und hoffentlich reichlich Spenden. Zum Beschluss gab Pfarrer Guido Seidenberger uns allen den Segen und reihte sich zum gemeinsamen Danklied in den Chor ein: „Du lässt den Tag, o Gott, nun enden“. Wer regelmäßig mittun möchte, kommt einfach sonntagabends zur Probe ins Schwaberinger Pfarrheim (19 bis 20:30 Uhr) und ist gerne willkommen.
Florian Eichberger
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