RoMed-Klinik Rosenheim

Die Reise der Seelenschifferl

Wer in Rosenheim in die RoMed-Klinik geht, vom Eingang bis zum Lift, in den vierten Stock fÀhrt und auf der Haus-2-Seite zur Kapelle abbiegt, findet sich dort in einer Flotte von Papierschiffen wieder, die zielstrebig auf das leuchtende Kreuz zuhalten.

Diese „Seelenschifferl“ hat die KĂŒnstlerin Siglinde Berndt in der Zeit der Corona-KontaktbeschrĂ€nkungen geschaffen, in einer Zeit als manchmal nur wenige Angehörige, manchmal gar keine zu ihren Kranken kommen konnten – manchmal nicht einmal zum Sterben. Jedes Schifflein fĂ€hrt fĂŒr eine Verstorbene, einen Verstorbenen. Es sind nicht wenige, und etliche davon sind aus dem Pfarrverband Prutting-Vogtareuth. Sie alle nahm Pfarrer Fabian Orsetti im Gottesdienst am 12. November, den er gemeinsam mit Ideengeberin Monika Eichinger, Leiterin der katholischen Krankenseelsorge, feierte, mit ins Gebet. Ein Schifferl, das durch die Reihen von Hand zu Hand ging und in das wir die Namen unserer Toten sprachen, fand seinen Platz auf dem Altar, dem – wie Orsetti erinnerte – „Ort der Wandlung“. Er vergegenwĂ€rtigte auch, wie beide, Eichinger und Orsetti, in der Pandemie BrĂŒcken zwischen den Sterbenden und den Familien schlugen: durch nach Uhrzeit verabredetes, simultanes Gebet, die eine beim Menschen in der Klinik, der andere bei der Familie. TatsĂ€chlich waren diejenigen, die in der Klinik arbeiten, mitunter die einzigen, die am Ende da waren. Ihnen allen sei an dieser Stelle innig gedankt.

Musikalisch sehr schön begleitet wurde dieser Gedenkgottesdienst unter dem Motto „Leise KlĂ€nge – Leiser Tod“ vom Adlmaier-Quartett (Alois Linder, den Erbauer der neuen Vogtareuther Orgel konnte man hier einmal an einem Saiten(!)instrument erleben), das dafĂŒr nicht nur verdienten Applaus bekam, sondern, wie Fabian Orsetti auch, von Monika Eichinger eine Packung adventlicher SĂŒĂŸigkeiten – und zwar mit der ausdrĂŒcklichen Rechtfertigung: dass nĂ€mlich Orsetti der einzige Pfarrer sei, der sich nicht daran stört, dass nach den Sommerferien schon die Lebkuchen in den LĂ€den liegen; er erklĂ€rt das kurzerhand zum GanzjahresgebĂ€ck („im Sommer schmecken sie am besten“).

Die Kapelle ist immer geöffnet. Wer aber gerne einen Anlass hÀtte, sich die Ausstellung anzusehen, kann diese nehmen:

  • Sonntag, 19. November, 17 Uhr: „Du machst meine Finsternis hell“. Lieder, Psalmen und Gedanken zu Tod, Trauer und Hoffnung. Mit dem Tenor Herbert Gruber und Seelsorgerin Hannelore Maurer.
  • Dienstag, 28. November, 16–17 Uhr: „Ich erinnere mich genau“. Austausch und RĂŒckblick mit Pfarrer Wagner-Labitzke und Pastoralreferentin Monika Eichinger.

Florian Eichberger

Veröffentlicht in Glauben, Pfarrverband.

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