Danke sagen

Vom lieben Dativ

„Ich schwitze.“ Das ist ein vollständiger Satz. Aber nicht alle Wörter, die eine Art von Tätigkeit beschreiben, sind so genügsam wie schwitzen, das nur die Angabe verlangt, wer schwitzt: Ich schwitze, du schwitzt, er/sie/es schwitzt, wir schwitzen, ihr schwitzt, sie schwitzen.

Bild: Peter Weidemann – Pfarrbriefservice.de

Man kann schon noch etwas dazu sagen, z.B. Ich schwitze am ganzen Leib, aber das ist nicht unbedingt notwendig, auch ohne den Zusatz ist der Satz ein richtiger Satz. Bei danken ist das anders: Ich danke – das ist kein Dank, das ist ein Abwinken. Deutlich wird das, wenn wir es nicht mit ich versuchen, sondern z.B. so: Sie dankt. Ja, wem denn?

Da fehlt offenbar etwas. Die meisten Verben verlangen eine solche zusätzliche Angabe, sonst sind sie nicht zufrieden: Wir gedenken – wessen? Sie dankt – wem? Er lobt – wen? Und wie ein Lob erst ein Lob ist, wenn man es ausspricht, so ist ein Dank erst ein Dank, wenn wir ihn dem Menschen sagen, dem wir danken. Wir legen darum Wert darauf, dass der Maxl sich persönlich bei der Tante Lisi für das Playmobil bedankt, das sie geschickt hat. Aber dann gehen wir selber her und sagen so etwas wie: „Ich bin dankbar für all das Gute in meinem Leben.“ Aha.

Mit dankbar sein fällt es nicht so auf, meinen wir. Aber wir wären gar nicht zufrieden, wenn der Maxl uns besinnlich anschaut und sagt: „Ich bin dankbar für das Playmobil zu meinem Geburtstag.“ Dann ruf sie an, zum Kuckuck, und bedank’ dich! Und wer froh ist um Gesundheit, um eine glückliche Fügung, um ein geschossenes Tor, einen gelungenen Auftritt oder um irgendetwas, das wir nicht ganz selbst in der Hand haben, darf gerne dankbar sein, möchte aber bitte, allein aus Anstand gegenüber der deutschen Sprache, auch dazusagen, wem. Und es vor allem sagen. Unsere Pfarrkirchen sind ein guter Ort dafür, die sind tagsüber geöffnet und genau dafür da. Es muss aber keine Kirche sein, dieser besondere Dank wird, das ist das Besondere, überall gehört.

Florian Eichberger

(Dieser Beitrag ist dem Sommer-Pfarrbrief zum Thema „Danke sagen“ entnommen, der derzeit an die Haushalte geht.)

Veröffentlicht in Glauben.

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