Ostern in der Kirche

Umkehr und Erneuerung

Wir alle sind erschüttert von dem, was aus den Veröffentlichungen der Rechtsanwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche deutlich wird.

Neben dem abscheulichen Verbrechen des Missbrauchs zeigt uns das Gutachten das Muster von Vertuschung durch Leugnen, Wegschauen und Versetzen auf. Das Ansehen der Institution stand über dem Leid der Opfer.

Dieser Beitrag ist dem Osterpfarrbrief entnommen, der in der Woche bis 6. März verteilt wird.

Es erschüttert uns, macht uns zornig und beschämt uns. Wir wissen, dass Missbrauch nicht nur in der Kirche stattfindet. Aber es ist besonders tragisch, dass Menschen, denen man aufgrund ihrer Tätigkeit besonderes Vertrauen entgegengebracht hat, dieses Vertrauen von Grund auf missbrauchen und Gewalt anwenden. Es ist abscheulich und durch nichts zu entschuldigen. Auch wenn man früher mit Missbrauch anders umging, war und bleibt es immer ein entsetzliches Verbrechen. Und wer die Wahrheit kennt, darf nicht schweigen!

Die Kirche ist in einer Krise. Weil Menschen darin arbeiten. Und Menschen einander unendlich viel Leid zufügen können.

Und sie ist in einer Krise, weil in der Kirche Platz ist für Macht und Ansehen, Anmaßung und Ausgrenzung, Unwahrheit und Wegschauen.

Umkehr tut Not

Schuldeingeständnis und Entschuldigungsbitte sind unerlässlich, um der Gerechtigkeit Genüge zu tun. Und sie sind unersetzlich auf dem Weg der Bekehrung und Erneuerung.

Erste kleine Schritte werden – Gott sei Dank – unternommen. Eine neue Anlauf- und Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Missbrauch in der Erzdiözese hat ihre Arbeit aufgenommen. Im Zentrum steht das Anliegen, Betroffenen unkompliziert und niederschwellig Informationen zu geben und einfach ansprechbar zu sein. Langjährig erfahrene Psychologinnen und Psychologen sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten aus den Beratungsdiensten der Erzdiözese sind unter Telefon (089) 2137-77000 zu erreichen.

Aber Kirche ist nicht nur ein Ort, an dem schreckliches Unrecht getan wurde. Sondern sie ist auch ein Ort, an dem viel Gutes geschehen ist und geschieht. Sonst wäre keiner von uns mehr da!

Kirche, die neben der Glaubensverkündigung auch immer karitativ für die ganze Gesellschaft in den Bereichen Erziehung, Krankenhaus, Altersheim, bei Sterbebegleitung, Beratungsstellen, Menschen in Not, in der Mission und vielem mehr arbeitet. Neben den vielen unbescholtenen Priestern und pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind es auch die unzählig vielen Ehrenamtlichen, die sich jahraus und jahrein um ein aktives christliches Leben in der Heimatpfarrei bemühen und sich für ihre Mitmenschen in den verschiedenen Gremien und Gruppierungen einsetzen. Es gibt sie, die Seelsorger, die Seelsorgerinnen, Laien und Ehrenamtlichen, die die andere Wirklichkeit der Kirche zeigen.

Ich halte es für wichtig und wertvoll, dass die Botschaft Jesu Christi weiterhin in die Gesellschaft getragen wird, auch in künftigen Generationen. Ich möchte nicht, dass Kinder von Jesus Christus nichts mehr mitbekommen, weil es kaum noch kirchliches Leben gibt, keine Glaubensverkündigung, keinen Religionsunterricht, keine karitativen Einrichtungen.

Aber dazu muss neben Umkehr auch Erneuerung stattfinden.

Damit Kirche als Ganzes wieder ein Ort wird, wo sich die Menschen vertrauensvoll hinwenden können. Und es keinen Nährboden mehr gibt für sexuellen Missbrauch.

Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs kann nicht getrennt werden vom Weg der Veränderung, der Erneuerung und Reform der Kirche. Erneuerung muss stattfinden. Jetzt! Nicht nur in Worten, sondern in Taten!

Das nämlich meint christliche Berufung: Nicht Kirche heilig und makellos dastehen lassen, sondern die Botschaft Jesu weitertragen und so daran mitwirken, dass es anderen gut geht!

Bild: Ulrich Janson – Pfarrbriefservice.de

Umkehr und Erneuerung

Erneuerung ist momentan auch in der Natur spürbar, die ersten Vorboten des Frühlings und des neuen Lebens spitzen hervor. Die schon wieder wärmeren Temperaturen schenken Zuversicht, dass das aktuelle Corona-Infektionsgeschehen milder wird. Und es gibt auch erste Hoffnung, dass die Pandemie in eine Endemie übergeht.

In der Liturgie freuen wir uns nach der Zeit der Besinnung und Umkehr auf das Fest der Auferstehung. Wir feiern an Ostern den Sieg des Lebens über den Tod. Das ist unser Glaube, dass das Leben siegt! Das Gute über das Böse siegt.

Tragen wir alle unseren Anteil dazu bei! Gesegnete Ostern!

Katharina Hauer
im Namen des Seelsorgeteams

Veröffentlicht in Glauben, Pfarrverband, Zukunft der Kirche.

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