Liebe Gemeinde, liebe Leserinnen und Leser,
als wir heuer im Sommer in der Teamklausur im St.-Rupert-Haus in Traunstein waren, wurde traditionell auch über das Jahresthema des kommenden Kirchenjahres beraten. Gleich eine ganze Reihe von Glaubenssätzen oder biblischen Worten hatten wir gesammelt, die nun zur Auswahl standen.
Wir stimmten demokratisch ab, und heraus kam das Motto:
„Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht.“
(Jesaja 7,9)
Ein wenig Bauchweh hatten wir aber dann doch. Ist dieses Motto nicht zu extrem? Werden es einige Menschen nicht eher als abstoßend empfinden?
Wir brachten dieses Motto und noch zwei oder drei weitere mit in die Pfarrverbandsratssitzung. Uns war wichtig, die Vertreter der Gemeinden miteinzubeziehen.
Und auch hier bekam „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht“ die meisten Stimmen. Also war es beschlossen.
Was einen Menschen im Unterbewusstsein, aus dem heraus ja viele Entscheidungen getroffen werden, antreibt, ist auf den ersten Blick nicht leicht zu sagen. Vielleicht kann man die Wahl des heurigen Mottos aber so erklären:
Wir erleben in diesen Tagen, wie der Prophet Jesaja, viele Krisen. Und diese große Krise der Corona-Pandemie mit all ihren gesellschaftlichen Auswirkungen scheint uns nicht mehr loszulassen. Sie bestimmt aktuell unser ganzes Leben und sogar unseren Alltag.
Und auch die Kirche befindet sich in einer Krise, den Pfarrgemeinden stehen große Umbrüche bevor, Veränderungen, die vor wenigen Jahrzehnten noch undenkbar gewesen wären. Vielleicht wurde deshalb für 2020/2021 dieses auf den ersten Blick etwas „drastische“ Motto gewählt.
Doch es soll nicht abschrecken oder gar vor den Kopf stoßen. Ganz im Gegenteil.
Es soll eine Hilfe sein. Für jeden Menschen, der etwas Gutes erreichen möchte; für jeden Sportler, der eine herausfordernde Aufgabe vor sich hat; für jede Mannschaft, der ein hartes Spiel bevorsteht, wäre dieses Motto eine Selbstverständlichkeit. „Ich muss an mich glauben; ich muss vertrauen haben, dann kann es gelingen! Dann wird es gut ausgehen! Wenn ich nicht daran glaube, dann wird es wohl schwer werden!“
So war die Aussage Gottes in schweren Zeiten an Ahas, den damaligen König von Juda, wohl gemeint.
Und so kann dieses „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht“ auch Ansporn für uns sein, sich wieder mehr in Gott zu verankern. Und unseren Glauben ernst zu nehmen, gerade dann, wenn es schwierig wird und unser Vertrauen ernsthaft geprüft wird.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gute Zeit, viel Kraft und Zuversicht, gerade für die kommenden Wochen der staatlich verordneten Einschränkungen und Verbote.
Im Namen des Seelsorgeteams
Diakon Eugen Peter
(Dieser Beitrag ist zuerst im Pfarrbrief Advent-Weihnachten 2020 erschienen.)
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