Einmal im Jahr machen die Pfarrgemeinderäte, Kirchenverwaltungen und andere ehrenamtlich Tätige des Pfarrverbands einen gemeinsamen Ausflug. Ziel war diesmal der „berühmte Salzburger Schnürlregen“, Ausgangspunkt der weniger berühmte Chiemgauer Schnürlregen. Es wurde ein wunderschöner Tag.
Den heimischen Schnürlregen ließen wir am 3. Oktober bereits am Bahnhof von Bad Endorf zurück, und im Meridian hatten wir nur eine einzige Sorge: ob wir in Salzburg den Schirm stehen lassen würden, den der Mensch ja zuverlässig vergisst, sobald es nicht mehr nass hergeht. Tatsächlich gelangten wir auf österreichischer Seite trocken durch den herbstlichen Mirabellgarten und den Zwergerlgarten bis zu zur Erzabtei St. Peter, die unser Hauptprogrammpunkt sein sollte. Dr. Monika Loy, die auch diesen Ausflugstag organisiert hatte, wusste uns nicht nur umsichtig zu leiten, sondern gab uns unterwegs, ohne dass wir recht merkten, wie, noch etliches Wissenswertes zu Burg und Barock, Narren und Fürstbischöfen mit. Sie hat da eine ausgesprochen angenehme Art, das Interessante am Gesehenen einzuhaken, sodass es leicht hängen bleibt. Entsprechend herzlich fiel am Abend auch der Dank aus, den Pfarrer Guido Seidenberger ihr im Namen der Reisegesellschaft aussprach und dem sich Katharina Hauer und alle übrigen mit Applaus anschlossen, dass die Linzergasse nur so dröhnte.
Vor St. Peter empfing uns Frater Johannes Feierabend OSB, der uns den Klausurbereich öffnete und uns durch das Benediktinerstift führte. In Wahrheit tat er viel mehr – oder besser: noch etwas ganz anderes. Freilich warf er sehr erhellende Schlaglichter auf die Kloster- und Stadtgeschichte, auf den Almkanal, der offen durch den Kreuzgang fließt und seit dem 12. Jh. Wasser aus dem Königssee durch einen Stollen im Mönchsberg in die Stadt leitet, auf Bibliothek und Verbrüderungsbuch sowie auf den Langen Gang, den man mittlerweile im Rahmen der DomQuartier-Runde begehen kann; er gab auch Auskunft zur Sitzordnung in Refektorium und Chorgestühl, zur benediktinischen Ortstreue und zur Lektüre beim Essen, zum hl. Rupert, dem Klostergründer, Stadt- und Landespatron, zu Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und der Stiftsmusik, er zeigte uns Marienkapelle und Stiftskirche – vor allem aber zeigte er uns, was Mönche für umgängliche Leute sind, die aufmerksam auf Fragen hören, unermüdlich und mit Bedacht antworten (auch zu Persönlichem), mit viel Witz und einem guten Gespür für Menschen, selbst neugierig und zugänglich zugleich (außer, sie haben die Kapuze auf). Das ist ein erstaunliches Erlebnis, wie Frater Johannes ruckzuck Distanzen aufhebt, mit Handschlag beginnt und Grüße von Konrad Roider ausrichtet – das ist ein bisschen wie beim Kreuzgang: außen geschlossen, aber innen ganz offen. Er rückte uns so das Klosterleben nahe und tut damit viel Gutes.
Die Zeit im Kloster verging uns dabei wie im Flug, sodass wir für diesmal auf die Katakomben verzichteten, um uns stattdessen am Alten Markt beim Fürst mit Mozartkugeln einzudecken oder im Tomaselli einen geschwinden Kaffee zu trinken, bevor es direkt weiter zum Abendessen ging. Pfarrer Guido Seidenberger fasste daher den vernünftigen Entschluss, den Kuchen auszulassen, sah aber bald ein, dass man schließlich nicht aus Vernunftgründen ins Kaffeehaus geht – also bitte! Außerdem standen vor dem Essen ja noch zwei weitere Sehenswürdigkeiten auf dem Programm, nämlich zum einen der erwartete Schnürlregen, der auf dem Weg zum Gablerbräu endlich einsetzte, zum anderen der Sebastiansfriedhof, wo unter anderem Mozarts Vater Leopold und seine Frau Constanze begraben sind.
Satt und in angeregt heiterer Plauderlaune, die wir aus den Tischgesprächen mit in die Bahn nahmen, ging es schließlich zurück nach Hause. Es ist wirklich schön, dass sich an solchen Tagen alle Pfarreien unter dem gemeinsamen Schirm des Pfarrverbands zusammenfinden, Wetter hin, Wetter her.
Florian Eichberger
Keines der Felder ist ein Pflichtfeld. Sie müssen nichts ausfüllen, Sie können auch nur einen Kommentar hinterlassen. Wenn Sie aber einen Namen und Kontaktdaten hinterlassen wollen, werden diese gespeichert und sind für andere sichtbar. Am besten werfen Sie einen Blick auf unsere Hinweise zum Datenschutz.