Es sollte am 11. Oktober einmal kein Kirchenkonzert sein, sondern zur Abwechslung ein gut gelaunter „weltlicher Abend“. Unter dem Titel „Melodien von der Klassik bis zum Evergreen“ hatte Richard Eschlbeck ein Programm von Liedern und Ausschnitten aus Oper, Operetten und Musicals zusammengestellt, in dem sich dennoch alles um eine Himmelsmacht drehte: Die Liebe war im Foyer der Schön Klinik Vogtareuth das Hauptthema, vom ersten Mozart-Lied („Wenn die Lieb’ aus deinen blauen, hellen, offnen Augen sieht …“) bis zur gemeinsamen Zugabe „Oklahoma“ („wo es Mädchen gibt, so wunderschön“).
Das Vorhaben lockte so viele Neugierige an – darunter auch Pfarrvikar Konrad Roider und Bürgermeister Leitmannstetter mit Gattin –, dass Orgelbauverein und Klinik in vorletzter Minute noch 30 zusätzliche Stühle aufstellen mussten, damit alle Platz fanden. So blickte Klinikleiter Dr. Tim Guderjahn, der als Gastgeber und Hausherr die Eröffnung übernahm und dabei auch das insgesamt gute Verhältnis der Klinik zum Dorf würdigte, auf ein übervolles Foyer. Er warb mit treffenden Worten für die gute Sache und ging gleich mit ebenso gutem Beispiel voran, indem er zugleich mit der Begrüßung seine Beitrittserklärung samt persönlichem Beitrag an den Ersten Vorsitzenden Harald Grella überreichte.
Der Zweite Vorsitzende und musikalische Organisator Richard Eschlbeck, der auch durchs Programm führte, begann selbst mit einem Mozart-Lied („An Chloe“). Überhaupt sollte Mozart die erste Hälfte des Abends prägen, denn auch Christa Huber (Traunstein), zuerst solo, dann im Duett mit Michael Felsenstein („Bei Männern, welche Liebe fühlen“) und mit Raimund Steinberger („Nun so sey mein liebes Weibchen! – Nun so sey mein Herzenstäubchen!“) hatte sich Mozart gewählt. Dass Steinberger als Papageno in flatterbuntem Vogelfänger-Kostüm auftrat, ließ erstmals erahnen, dass es ihn als Mitglied der RimSinger stark zur musikkomödiantischen Unterhaltung zieht und er dabei keine Gegner scheut: Mit dem „Meeresleuchten“ Carl Löwes stieg er tief in den Bass und als gar die schwierige Sopranarie der Königin der Nacht gefragt war, spitzte er die Lippen und gab sie als Kunstpfeifer zum besten.
Aber auch unsere Kirchenchöre haben Stimmen, die man in einem solchen Rahmen von einer anderen Seite kennenlernt. Das war zum einen Renate Schmidmayer (Schwabering), die an „O mio babbino caro“ zeigte, wie man einer Puccini-Arie klare Konturen gibt; da waren aus dem Vogtareuther Chor Christine Gaßner und Maria Weiß, die als Straßkirchener Sängerinnen in dermaßen innigem Einverständnis singen, dass sie wie eine Doppelstimme auftreten (diesmal u.a. mit dem Vilja-Lied aus „Die lustige Witwe“), und da war Barbara Bock (ebenfalls Vogtareuth), die sich bei „I could have danced all night“ (aus „My Fair Lady“) ganz im Musical-Element bewährte.
Richard Eschlbeck selbst, der oft als Tenorunterstützung und Solist im Kirchenchor St. Emmeram aushilft, nahm sich am 11. Oktober sehr zurück, v.a. zugunsten von Michael Felsenstein, den wir an diesem Abend – durch eigenen Vortrag und durch seine Schüler – als ungemein dynamischen Sänger und sehr überlegten Interpreten kennenlernten. Rudi Obermaier etwa, den er am Flügel begleitete, widerstand aller Versuchung der Elvis-Nachahmung, sondern blieb bei seiner Stimme und übersetzte auf diese Weise ganz selbstverständlich und souverän den gewohnten Sound in gehobene Abendunterhaltung. Vor allem aber waren es die eigenen Vertonungen Felsensteins, die das Publikum tief beeindruckten (mehr dazu ist auf den Seiten des Orgelbauvereins gesagt).
Ansonsten war es nahezu durchwegs Michael Eschlbeck, der am Flügel begleitete und mit einem eigenen Instrumentalbeitrag von der „klassischen“ in die „moderne“ Programmhälfte überleitete. Dazu wählte er etwas, das volle Konzentration erfordert und anderswo einen eigenen Schwerpunkt im Abendablauf bildet, im Foyer aber als anspruchsvolle Fingerübung etwas unterging: die Chopin-Nocturne Des-Dur. Dass er das Programm quer durch Zeiten und Stilrichtungen begleitete, mag man daneben kaum mehr eigens würdigen.
Als sich die Herren gemeinsam einfanden, um mit Kurt Weills „Down in the Valley“ anzustimmen, war dies das Signal fürs Finale: „Hello Dolly“ hieß dann der Abschied, den alle gemeinsam sangen. Das volle Haus bedankte sich mit einem schallenden Applaus, der auch den gewünschten Erfolg hatte: die Zugabe.
Der notwendige Orgelneubau in St. Emmeram ist mit diesem Abend, an dem sämtliche Künstler auf alle Gage verzichten – für die anschließende Bewirtung sorgte die Schön Klinik –, und mit den großzügigen Spenden der sichtlich angetanen rund 130 Besucher um ganze 1167 Euro näher gerückt.
Florian Eichberger
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