Pilgern auf Schwabering

Eine vergnügliche Sesselwanderung

Was bescheiden als Freiluftkino angekündigt war, entpuppte sich als ein cinématographischer Vier-Sterne-Wellness-Abend. Bereits zur Begrüßung reichten Elena und Lorena Kelche mit geeistem Erdbeersekt und komplimentierten die Zuschauer mit einer Auswahl von Taco-Chips und Popcorn in die Polstergarnituren.

Kurt Kantners Begrüßung und Guido Seidenbergers einleitende Worte zu „Pilgern auf Französisch“ („Saint-Jacques… La Mecque“, Frankreich 2005, Regie: Coline Serreau) wurden daher von leisem Knuspern, Papiertütenrascheln und dem Geräusch begleitet, das entsteht, wenn der Strohhalm am Glasgrund auf luftigen Fraise-Schaum stößt. Auch zeigte sich, dass Seidenberger nicht der einzige im Saal war, der die Pilgerkomödie zwischen Le Puy-en-Velay und „Santiago de Mekka“ aus den Augen eigener Jakobswegerfahrung sehen würde.

Besonders die Strecke durchs Massif central zeigt Serreau ausführlich, dort erkennt man gut die Unterkunft Le Sauvage („Das Männerzimmer ist voll“), den Anmarsch auf Espalion oder den in den Fels gehauenen Abschnitt am Zusammenfluss von Lot und Célé. Mit dem Film hat Ulrike Oberfuchshuber, die treibende Kraft hinter dem Schwaberinger Kinoprojekt, eine ausgesprochen glückliche Hand bewiesen. Etwa zur Halbzeit schickte sie die Saaltöchter sogar noch einmal in die verdunkelte Runde, diesmal mit Piña Colada – insgesamt wird das schwer zu überbieten sein! Denn die Kinoeinladungen – dieses war bereits die zweite – sollen zur regelmäßigen Einrichtung werden.

Zu wünschen wären allenfalls noch mehr Zuschauer. Diesmal hatte eine vorgeschobene Gewitterankündigung Leinwand und Projektor nach innen vertrieben, ließ der Drohung aber dann doch nur ein paar Tropfen folgen. Umso bequemer machten es sich die Gäste, die sich die Gegenwart nicht von vergangenen Vorhersagen verderben lassen wollten. Mehr davon!

Florian Eichberger

Veröffentlicht in Pfarrverband, PGR SCH, Schwabering.

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