Im Rahmen einer Maiandacht wurde am 29. Mai die erneuerte Vogtareuther Mariensäule feierlich am Lindberg eingeweiht.
Bei regenfreiem und stimmungsvollem Himmel segnete Pfarrer Seidenberger die originalgetreu nachgebildete Mariensäule an ihrem neuen Standort am Lindberg. Musikalisch umrahmt wurde die Andacht, an der rund 120 Vogtareuther(innen) teilnahmen, von den Blech-Blos-Buam unter der Leitung von Martina Schmidmaier. Zuvor gab Irmi Sewald in einem kurzen Vortrag noch einen umfänglichen Einblick in die Geschichte der Vogtareuther Mariensäule, soweit diese bekannt ist.
Im Jahre 1868 stellte die Dorfgemeinde Vogtareuth zu Ehren der Muttergottes eine Mariensäule auf. Diese ursprüngliche Säule stand an der Krankenhausstraße gegenüber der heutigen Schön-Klinik, dort, wo früher die Straße nach Ried und Lueg abzweigte. Wegen Baumaßnahmen und weil das aus Kalkstein bestehende Mariendenkmal stark sanierungsbedürftig war, wurde sie vor ca. zehn Jahren entfernt. Es hat stellte sich heraus, dass die Säule mindestens zu einem Viertel der Gesamtgröße schon im Boden versunken bzw. zugewachsen war und somit viel kleiner aussah. Tatsächlich ist die Vogtareuther Mariensäule eine der größten dieser Art im Landkreis bzw. der weiteren Umgebung.
Gespendet bzw. bezahlt worden ist die original nachgebildete Säule wiederum von Vogtareuther Bürgern. Gemacht hat die neue Säule aus bayerischem Granit der Steinmetz Bürger aus Zainach. Die Muttergottes und das Kreuz sind neu, haben aber ursprüngliche Größe und Aussehen. Nur der Christus-Korpus ist vermutlich das Original aus dem Jahr 1868. Der neue Standort am Lindberg ist ein würdiger Platz für dieses Mariendenkmal. Es ist der höchste Punkt des Dorfes, man hat eine schöne Aussicht, es ist ein Platz zum Ruhefinden, Kraftschöpfen und um Dankschön zu sagen. „Errichtet von der Dorfgemeinde Vogtareuth im Jahre 1868“ steht auf der originalen und auf der nachgebildeten Säule.
Der Grund der seinerzeitigen Errichtung der Mariensäule, der genaue Anlass, den hat man leider bis jetzt noch nicht in Erfahrung bringen können, trotz Nachforschungen in verschiedenen Archiven, alten Zeitungen und durch Nachfragen bei älteren Bürgern, die vielleicht durch Überlieferungen noch etwas wissen könnten. Man hat nichts herausgefunden.
Es war damals, 1868, die Zeit König Ludwigs II., des Märchenkönigs. In Bayern wurde die Gewerbefreiheit eingeführt, man feierte in diesem Jahr auf Anweisung des Königs die „50-jährige Bayerische Verfassung“ und es wurden Gesetze verabschiedet, die den Menschen und besonders auch unehelichen Kindern mehr Rechte garantierten.
Die Menschen damals hatten Sorgen und Nöte, es gab Epidemien, Krankheit, Kriege und Unglücke. In der heutigen Zeit hat sich daran nichts geändert. Auch heute gibt es Krankheit, Terror und Katastrophen. Aber es gab auch früher, genauso wie heute, schöne Zeiten und freudige Anlässe. Wichtig und schön ist besonders die Tatsache, dass sich damals Bürger der Dorfgemeinde zusammentaten und zu Ehren der Muttergottes diese Mariensäule errichteten.
Jetzt, fast 150 Jahre später, sind die Vogtareuther als Gemeindebürger und als Dorfgemeinschaft erneut zusammengekommen, haben miteinander ihren Glauben bezeugt und gemeinsam die Muttergottes um ihren Schutz und Segen für sich und ihre Dorfgemeinde erbeten. Den Regenbogen, der am Ende der Andacht am Himmel erschienen, wollen wir als wohlwollendes Zeichen deuten.
Bürgermeister Leitmannstetter bedankte sich im Anschluss eben für dieses Bürger-Engagement und sieht dies als gutes Zeichnen für Zusammenhalt in der Dorfgemeinschaft.
Im Anschluss saßen die Anwesenden noch gemütlich bei einer Brotzeit zusammen und freuten sich über den schönen Anlass.
Irmi und Hubert Sewald
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