Große Kunstausstellung

Das Schwabinger Schwabering

Nur an drei Tagen (10.–12. März) war die Kunstausstellung im Schwaberinger Pfarrheim St. Peter zu sehen, das dabei fast zu klein wurde – so viele Künstler hatte die kleine Gemeinde hervorgezaubert, und so viele Besucher drängten sich um die Exponate.

Ausstellugseröffnung durch Antje Tesche-Mentzen
Ausstellungseröffnung durch Antje Tesche-Mentzen

Das wurde bereits bei der Vernissage am Freitag deutlich. In ihren Begrüßungsworten staunten sowohl der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Kurt Kantner als auch Pfarrvikar Konrad Roider, bevor Antje Tesche-Mentzen, die seit 1990 ein Atelier in Hafendorf hat, die Schau offiziell eröffnete. Dazu musizierte die Camerata Schwaberinga unter der Leitung von Prof. Dr. Wilhelm Maier. Es zeigte sich, dass Tesche-Mentzens Verständnis von Kunst als der „Verbindung aus Geist und Handwerk“ bestens in solchen Zusammenhang passt, spiegelt es doch das Verfahren beim ersten „Bildnis“ der Schöpfung wieder. Vertreten war die Künstlerin in Schwabering sowohl mit Landschaften aus langen, leuchtenden Pinselstrichen als auch mit ihrer Bronzeskulptur „Hoffnung“ (nach Hermann Hesses „Besinnung“) – ein narrativ sich aufbauender Augenspaziergang, dessen Reliefkunst allein man sich für die Portalflügel einer Kathedrale wünschen möchte.

Deutlich wurde aber auch auf Anhieb die Überfülle dieses Vorzeigeprojekts: Mehr als 20 Künstlerinnen und Künstler waren auf dem Rundgang durch den Pfarrsaal vertreten, und vieles davon hätte mehr Raum vertragen können, um die volle Wirkung zu entfalten, nicht nur größer dimensionierte Beispiele wie die „Hoffnung“ oder Josef Adlmaiers wahrhaft Furcht einflößendes, augenblickendes Objet trouvé aus schwarzdunkler Mooreiche, das er zu „Angst – Verzweiflung. Dem Nächsten Hoffnung sein“ gefasst hatte, sondern auch die Makrofotografien und Gemälde an den Stellwänden oder die Malven im Spiel von Licht und Schatten, mit denen Wolfgang Freitag gleich eingangs das Publikum begrüßte – er gehört sicher zu den interessantesten Entdeckungen dieser Schau.

Die Entscheidung von Kuratorin Marianne Seubert, die gemeinsam mit Hildegard Demmel und der Ideengeberin Renate Schmidmayer die Organisation stemmte, ein Kunstkaleidoskop am Ort zu bauen, erwies sich dennoch als richtig. Denn allein die Vielfalt der Kunstformen war mehr als beeindruckend: Gedrechseltes, Bronzekunst und fein königsblau bemalte Keramik sowie zwei der großen Bodenvasen Anna Steinmeyers, die ihre Werkstatt im Schwaberinger Gewerbegebiet hat, waren ebenso vertreten wie die hinreißenden Trachtenquasten, Klosterarbeiten und Goldstickereien von Elisabeth Krier, die wunderbaren Pop-up-Kinderbücher von Julia Fröhlich – jedes ein zauberhaftes Unikat – und eine Klimt-Hommage von Marita Dhom, Ortsansichten (etwa von Robert Kronast) und Fantasiewelten (wie von Stefanie Kronast) oder ein glänzender Pfau, der unverdächtig zu unseren Füßen pickte und erst auf den dritten Blick zu erkennen gab, dass sein Gefieder aus den Aufreißlaschen von Konservendosen bestand. Zu sehen war eine restaurierte Muttergottes von Agnes und Maria Abele, es gab Abstraktes (etwa von Inge Krebs) und Konkretes (wie die goldene Kuppel über der Stadt von Birgit Gottwald) dazu Tonskulpturen, Zeichnungen, Radierungen, Aquarelle, Aufnahmen und Montagen von Josef Demmel jun., Daniela Hahn, Marianne Hartner, Elisabeth Linke, Christina Scharte, Traudl Taubenberger sowie Beate und Marianne Seubert selbst. Es scheint wirklich, als sei Schwabering, das speziell auf der Seeseite ja mit einem echten Malerparadieswinkel locken kann, ein modernes Murnau und das 20er-Jahre-Schwabing dieses Jahrhunderts. Man muss schier davon ausgehen, dass der Rest des Dorfes darstellt und dichtet – sofern er nicht musiziert.

Sonntagskonzert
Sonntagskonzert

Denn zum Erfolg dieser Ausstellung hat sicher auch beigetragen, dass der Samstagnachmittag und die Sonntagsöffnung nach dem Gottesdienst von Musik begleitet waren, unter anderem mit Stubenmusi und dem Kirchenchor unter der Leitung von Felix Spreng und Elisabeth Freiberger. An diesem letzten Sonntag lud im Untergeschoss außerdem das Pfarrcafé zum vergnüglichen Aufenthalt. Das war insgesamt eine großartige Schau, die uns in mehrfacher Hinsicht die Augen geöffnet hat. Vielen Dank dafür den Macherinnen und ihren Helfern, den Künstlerinnen und den Künstlern!

Florian Eichberger

Veröffentlicht in alle, PGR SCH, Schwabering.

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