Anfang März hatte Olivia Kunert mit ihrer Trompete schon einmal ein Gastkonzert in Vogtareuth gegeben. Diesmal reiste sie mit dem Organisten Pierre Schuy an und brachte ein ausgesprochen gut gelauntes, abwechslungsreiches Programm mit.
„Sound the Trumpet …“ war die musikalische Vesper am 17. September überschrieben. Tatsächlich bewies der Abend einmal mehr, dass Trompete und Orgel eine der schönsten Klangkombinationen ergeben – auch wenn Schuy, der schon einiges gewöhnt ist, zuerst kurz der Atem stockte, als er sich an das Instrument in St. Emmeram setzte; es ist, gelinde gesagt, doch sehr gewöhnungsbedürftig, und nicht ohne Grund steht ein Orgelneubau auf dem Plan. Dennoch fanden beide rasch den gemeinsamen Ton, wunderschön spätestens bei Charles Avisons (1709–1770) Concerto in D.
Auch sonst hatte das Programm erfreulich viel Entlegeneres, Ausgegrabenes und Entdeckungslustiges zu bieten, darunter Kuriositäten wie die durchaus muntere „Marche Solennelle“ (Feierlichen Marsch) des praktisch unbekannten französischen Lehrers Théodore Decker (1851–1930), die moderner schmelzende „Preghiera“ (Gebet) des Italieners Enrico Pasini (* 1937) oder das reizend verspielte „Flötenstück“ für Orgel aus der Feder des Niederländers Teke Bijlsma (* 1936). Ein Stück, das man sich merken wird, sind die „Variasjoner over den Norske Folketone ‚Å hvor salig det skal blive‘“ des Norwegers Bjarne Sløgedal (1927–2014), ein Variationensträußchen zum Austesten der Orgelregister. Der ausführliche Programm- kann also zugleich Merkzettel sein.
Schuy zeigte sich als souveräner Orgelmeister, der sein Instrument mit Vorliebe klanglich ausreizt und dabei ein feines Gefühl für die Tempi zeigt. Höhepunkt der Trompetenkunst war sicher die atemschwierige Anmut („La Grace“, TWV 50:32) Georg Philipp Telemanns, deren lange Phrasenbögen Kunert in aller Fülle auf- und niedergehen ließ. Das sichtlich erfreute Publikum dankte diesen kurzweiligen und unerwartet anregenden Abend mit hartnäckigem Applaus, für den sich Schuy noch mit einer Zugabe von Rule-Britannia-Variationen revanchierte.
Florian Eichberger
Herzlichen Dank für die gastfreundliche Aufnahme bei Ihnen und die schöne Konzertkritik! Es freut mich, wenn die Musik gut angekommen ist und so wünsche ich Ihnen auch im Namen meiner Trompeterin alles Gute für das Gelingen Ihres Orgelprojektes. Dann wird der ausgezeichnete Raum durch ein saniertes Instrument schließlich zum Raum- und Klang-wunder!