„Geht an die Ränder der Gesellschaft!“ – diesem Aufruf Papst Franziskus’ im vergangenen Heiligen Jahr folgend geht der Kinderchirurg Dr. Cornel Eisfeldt vom Klinikum Aschau nach Afghanistan. Von dieser – nunmehr zwölfjährigen! – ehrenamtlichen Tätigkeit als Arzt berichtete er am 16. Februar im Pfarrheim Vogtareuth.
Zunächst zeigte Dr. Eisfeldt die ärztlichen Arbeitsbedingungen an mehreren Fotos in örtlichen Krankenhäusern – mit hygienischen Zuständen, die jedem deutschen Arzt die Haare zu Berge stehen lassen würden. Hochwertige medizinische Geräte werden oft kaum genutzt, weil keine Techniker zur Wartung da sind und daher einfachste Fehler nicht behoben werden können – wenn diese Geräte nicht gar gleich gestohlen werden und sich dann in Privatordinationen wiederfinden.
Aber natürlich macht das etwa sechsköpfige ärztliche Team um Dr. Eisfeldt (OP-Schwestern und andere Fachkräfte) das Beste daraus, um Kinder und Jugendliche zu behandeln. An dieser Stelle weist Dr. Eisfeldt bereits auf die krasse Benachteiligung von Mädchen hin, die in der afghanischen Gesellschaft leider nur einen ganz bescheidenen gesellschaftlichen Stellenwert haben. Wenn sie krank werden oder gar durch den Krieg verkrüppelt sind, dann werden sie oft gar aus der Familie ausgestoßen.
Aber Dr. Eisfeldt berichtet auch von vielen medizinischen Erfolgen und zahlreichen schönen Begegnungen mit Menschen in Kabul. Er berichtet von rauschenden Hochzeitsfesten, wunderbaren Landschaften, köstlicher Küche und überall – soweit man eben aus Sicherheitsgründen reisen kann – von überwältigender Gastfreundschaft. Damit weist er gleich auf ein großes Problem hin: Die Regierung in Kabul kontrolliert bestenfalls die Hauptstadt und die Vororte, das andere große Landesgebiet (Afghanistan hat ca. 30 Millionen Einwohner) wird von Clanfürsten beherrscht, im Norden, um Kundus, von den Taliban. Reisen zu medizinischer Hilfe in andere Städte und Regionen sind damit seit 2010 praktisch unmöglich geworden, weil viel zu gefährlich.
Erfreulicherweise gibt es aber bescheidene Fortschritte in der medizinischen Ausbildung in Afghanistan. Besonders Ärztinnen sind händeringend gesucht, da ein männlicher Arzt eine afghanische Frau (die voll bekleidet bleibt) nur ganz oberflächlich untersuchen darf.
Dr. Eisfeldt sieht insgesamt eine bedauerliche und deutliche „Rückentwicklung“ der Gesellschaft in Afghanistan seit 2010, die wohl auch von der internationalen Politik nicht näher verfolgt wird. Umso erfreulicher ist die Initiative des Afghanisch Deutschen Ärztevereins Weimar (ADAF), der Menschen in dieser schwierigen Zeit hilft.
Mit Dank an Dr. Eisfeldt für sein großes Engagement für die Menschen in Afghanistan und der Beantwortung zahlreicher Fragen aus dem ca. 25-köpfigen Besucherkreis ging die Veranstaltung zu Ende. Wohl alle, die an diesem Abend aus der Reihe „Reden über Gott und die Welt“ dabei waren, gingen voll Mitgefühl für die Menschen in Afghanistan und mit größter Hochachtung für die Arbeit von Dr. Eisfeldt und seinem Team nach Hause.
Kurt Kantner
P.S.: Die nächste Veranstaltung im Rahmen der Reihe „Reden über Gott und die Welt“ wird das Thema Reformation aufgreifen: am Donnerstag, 18. Mai, 20 Uhr im Pfarrheim Schwabering. Zum ersten Mal werden wir eine dialogische Form wählen: Pfarrer Guido Seidenberger und Pfarrer Reinhold Seibel von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Heilig Geist Stephanskirchen werden u.a. die historischen Gründe der Kirchenspaltung aufgreifen, die Unterschiede zwischen Protestanten und Katholiken heute erläutern und sich zur Ökumene äußern: Was dürfen, was können wir von den ökumenischen Bemühungen beider Konfessionen erwarten?
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