Die sonnigen Stunden im Schatten der Obstbäume des Pfarrgartens waren St. Vitus zum diesjährigen Pfarrfest leider nicht vergönnt. Vielleicht wären die Gäste dafür ohnehin zu zahlreich gewesen. Denn zu Patrozinium, Pfarrfest und 40-jährigem Kindergartenjubiläum waren viele gekommen – auch viele Ehemalige.
Wer St. Vitus nur von den „normalen“ Sonntagen kennt, durfte staunen, wie prachtvoll sich die Zaiseringer Kirche präsentierte, mit glänzendem Baldachin, Fahnen und einem Kerzenschein, der das Gold des Hochaltars als himmlischen Abglanz spüren ließ.
Der Kindergarten St. Vitus hatte zu diesem Anlass sogar eine eigene Fahne gestaltet, die flugs geweiht und von den Kindern in Prozession um die Kirche geführt wurde. Mit einem klug zusammengestellten Programm begleitete, teils flott untertrommelt, teils innig schmelzend, der Jugendchor die Festmesse, die Pfarrvikar Konrad Roider zelebrierte. In der Predigt stellte er den Heiligen als ein Kind vor, das sich trotz seiner jungen Jahre nicht vom Glauben abbringen lässt.
Im Anschluss daran versammelte sich das Volk erwartungsvoll vor dem Festzelt, welches die Pfarrgemeinde auf dem Kirchparkplatz aufgeschlagen hatte, und begrüßte die vom Kriegerdenkmal her einziehende Blasmusik mit aufrichtigem Jubel und vernehmlichem Magenkurren, zu dem das Räucherwerk der Steckerlfische, vom Rasp her ziehend, nicht wenig beitrug. Da aber schwebten schon die bekränzten Kindergartenkinder zum Reigen ein, den sie ganz allerliebst vollführten. Für einen Moment schien es, als wollte die Sonne dazu scheinen.
Im Zelt hatten sich, wohl aus Furcht vor der Feuchtigkeit, die ersten Schummler schon heimlich vorversorgt. Man fand sie feixend vor vollen Krügen. Die Einziehenden räusperten sich tadelnd, doch die Trinkenden werteten das, so über den Maßkrugrand hinweg, bloß als das Geräusch staubiger Rachen. Dafür klatschen alle umso lauter, als Kindergartenleiterin Andrea Dangl die Fest- und Ehrengäste herzlich begrüßte und damit den geselligen Teil von Jubiläum, Patrozinium und Pfarrfest einläutete. Viele verstanden das so, dass man dem Grußwort des Bürgermeisters Rudolf Leitmannstetter auch gut im Stehen bei der Essensbestellung lauschen könne, während man der hinterlassenen Tischbelegschaft zuruft, sie möge der Kellnerin zurufen, dass man bei der Rückkunft ein Getränk vorzufinden wünsche, was wiederum Weib und Kinder von der Bank aus mit dem Rückruf konterten, der Beuteholer solle doch einen angemessenen Anteil am Barvermögen zurücklassen, um die Familie nicht in Schulden zu stürzen. Dass diese Botschaften den immer vernehmlicheren Lärm im Saale zu durchdringen vermochten, ist ebenso ein Ruhmesblatt für die Zaiseringer Kehlen wie die zweite Maß, nach der mittlerweile die Erstankömmlinge riefen. Für das bürgermeisterliche Versprechen, sich kurzzufassen, blieb dennoch genug Aufmerksamkeit; es wurde einstimmig angenommen.
Er hob als Vorbild die Eltern hervor, die ihre Kinder in aller Ruhe zu Fuß in den Kindergarten bringen, und wünschte sich mehr davon. Die übrigen Festredner, vom Elternbeirat über Pfarrgemeinderat und Hausherrin Resi Kreuzmeir bis zum Kitaverbund Stephanskirchen-Haidholzen, hatten es schwer, gegen Durst, Steckerlfisch und Schweinsbraten zu bestehen, bis die Zaiseringer Blasmusik endlich offiziell zum Prosit blies. Die Zaiseringer Blasmusik blickt nun schon auf eine dermaßen ausgedehnte Gründungsphase zurück, dass sie bald nicht anders kann, als zugeben, dass es sie gibt.
Zu diesem Zeitpunkt war die Tombola im Feuerwehrhaus bereits geplündert und die ersten Kinder drängten sich beim Kinderschminken und den übrigen Spielstationen im und um den Kindergarten: Schubkarrenwettrennen, Muggelsteinfinden etc. Für die Eltern gab es zur Benefizauktion im Zelt noch Kaffee und Kuchen.
Weniger bekannt ist, dass am rückwärtigen Ausgang des Zeltes, dort, wo sonst das Blätterdach des Pfarrgartens die Feste schirmt und die Rosen an den Pfarrhofmauern genierlich ihre Dornen verstecken, noch ein paar zusätzliche Tische unter dem Regenschutz der Sonnenschirme standen. Da ließ es sich so fein sitzen, dass wir an künftigen Pfarrfesten diese Erinnerung aus den Taschen unserer Badehosen kramen werden, um den Nachgebornen zu deuten: „Dort saßen wir beim 40-jährigen Kindergartenjubiläum im Schein der Wärmestrahler. Es war ein Junitag.“ Die Rosen sind übrigens unversehrt – den ärgsten Dampf aus dem Gastronomiespüler zerwedelten die Einsatzgrazien mit fliegenden Geschirrtüchern.
Der Spendenerlös, auch der aus dem Verkauf der Jubiläumsschrift, dient der Anschaffung eines neuen Spielturms für das Kindergartenfreigelände. Nachträge hierzu sind herzlich willkommen. Auch ein großes Lob für das Kindergartenteam und den Pfarrgemeinderat, die dieses Großereignis in routiniert-familiärer Zaiseringer Art gestemmt haben, darf jeder bei nächster Gelegenheit noch selbst anbringen. Vielen Dank dafür!
Florian Eichberger
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