Simeon: Hanna, wo kommst du her? Du siehst nachdenklich aus.
Hanna: Ich komme vom Friedhof. Ich habe meine Verwandten und Freundinnen besucht, die schon gestorben sind. Ich denke tatsächlich nach: Von vielen von ihnen weiß ich, welche Hoffnungen sie noch für ihr Leben hatten, als sie gestorben sind.
Simeon: Welche Hoffnungen waren das?
Hanna: Hoffnung, die Krankheit zu überwinden, die dann schließlich sie überwand. Hoffnung, noch jemanden wiederzusehen, der schon lange weg war. Hoffnung, noch ein Enkelkind zu erleben, das unterwegs war. Und Hoffnung für die Welt, dass sie friedlich bleibt.
Simeon: Was meinst du: All diese Hoffnungen, sind sie jetzt begraben?
Hanna: Nein, Simeon. Die Hoffnungen sind nicht begraben. Im Gegenteil: Die Hoffnungen sind die wichtigste Hinterlassenschaft. Ich erzähle davon, du erfährst sie – die Hoffnungen bleiben und halten uns Lebende lebendig.
Simeon: Aber du kannst nur von den Hoffnungen erzählen, weil du von diesen Hoffnungen weißt, weil die Menschen, die gestorben sind, schon zu Lebzeiten mit dir darüber gesprochen haben.
Hanna: Du hast recht. Wir müssen von den Hoffnungen wissen. Dazu müssen wir über sie sprechen. Oder die Hoffnungen müssen sich in Zeichen ausdrücken.
Simeon: Zeichen?
Hanna: Ja, zum Beispiel: Im Konzentrationslager Ravensbrück gibt es eine Ausstellung. Da ist ein Kochtopf zu sehen und ein Büchlein, in das die inhaftierten Frauen Rezepte eingetragen haben.
Simeon: Warum waren das Hoffnungszeichen?
Hanna: Die Kochrezepte, die sie wussten, wollten die Frauen über die verschiedenen Altersgruppen und Herkunftsorte hinweg austauschen. So gaben sie der Hoffnung Ausdruck, dass sie dies alles eines Tages in Freiheit würden kochen können.
Simeon: In Freiheit … Auch ich habe eine Hoffnung. Ganz in Freiheit hoffe ich und im tiefsten Innern meiner Seele, dass ich noch erleben werde, dass die Welt ganz heil wird. Ich warte auf den Gottessohn.
* * *
Der lange vertraute Umgang mit Gott lässt die beiden Alten Hanna und Simeon tiefer sehen und glauben als andere Menschen. In ihrer Alltagswirklichkeit entdecken sie Gottes Spuren. Sie glauben, vertrauen und freuen sich. Sie preisen Gott:
Simeon nimmt das Kind auf seine Arme und hält es allen im Tempel entgegen:
- Seht her, das ist nicht nur eines der vielen Kinder Gottes, sondern das ist der, auf den wir unser ganzes Leben lang gewartet haben.
- Das ist der, durch den Gott uns allen das Heil schenkt.
- Seht her, das ist das große Geschenk Gottes nicht nur an Josef und Maria, sondern an uns alle.
Ebenso preist Hanna Jesus als den Erlöser.
Beide haben ihre Hoffnungen über all die Jahre nie verloren und darauf vertraut, dass der Gottessohn einmal in ihr Leben treten wird.
Auch wir haben viele Hoffnungen und Sehnsüchte auf deren Erfüllung wir manchmal lange warten müssen. Wir wollen sie nun als Bitten vor Gott bringen und unserer Hoffnung Ausdruck verleihen, indem wir eine Kerze dazu anzünden und bitten: „Jesus, schenke allen dein Licht und dein Heil!“
A: Jesus, schenke allen dein Licht und dein Heil!
Z: Für alle Menschen, die ohne einen Funken Hoffnung in die Zukunft schauen.
A: Jesus, schenke allen dein Licht und dein Heil!
Z: Für alle Kinder und Jugendlichen, denen es an Liebe und Zuwendung fehlt.
A: Jesus, schenke allen dein Licht und dein Heil!
Z: Für alle, die sich für Frieden und Gerechtigkeit auf unserer Welt einsetzen.
A: Jesus, schenke allen dein Licht und dein Heil!
Z: Für alle, die einen lieben Menschen verloren haben und trauern.
A: Jesus, schenke allen dein Licht und dein Heil!
Z: Für die Arbeitslosen und alle, die Angst um ihren Arbeitsplatz haben.
A: Jesus, schenke allen dein Licht und dein Heil!
Z: Für alle, die in Schwierigkeiten und Anfechtungen ihren Glauben und ihre Berufung leben.
A: Jesus, schenke allen dein Licht und dein Heil!
Z: Für alle, die im Vertrauen auf Gottes Reich gestorben sind.
A: Jesus, schenke allen dein Licht und dein Heil!
Z: Herr Jesus Christus, du weißt, was wir in unserem Leben brauchen. Schenke uns dein Licht und dein Heil, alle Tage unseres Lebens.
A: Amen.
Sonja Brindl und Brigitte Neugebauer
nach einem Entwurf von Angela M. T. Reinders
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