Etwas SĂŒĂes.
Die dunkle Nacht der Seele
Nach dem heiligen Johannes vom Kreuz
In einer Nacht gar dunkel,
Da ganz mein liebend Herz vor Inbrunst glĂŒhte,
O hochbeglĂŒckte Stunde!
Entschlich mit leisem Tritte
ich meiner tief in Ruhâ versunkânen HĂŒtte.
Im sichern Schutz des Dunkels
War die geheime Leiter bald erstiegen;
O hochbeglĂŒckte Stunde!
VerhĂŒllt und tiefverschwiegen
Ging ich, und lieĂ in Ruhâ die HĂŒtte liegen.
O seligste der NĂ€chte,
Da ich beherzt den dunkeln Pfad erklimmte,
Da mich kein Blick erspÀhte,
Kein Licht den Tritt bestimmte,
Als das, das in der innern Brust mir glimmte.
In dieses Lichtes Glanze
Fand sichârer ich als bei des Mittags Helle
Den Ort, wo meiner harrte
Der Liebste meiner Seele
Dort in der Oedâ, an unbetretâner Stelle.
O Nacht, die mich beglĂŒckte,
Wie lieb ich dich ob Morgenrothes-Scheine;
Dein Dunkel ja mich fĂŒhrte
Zum seligsten Vereine,
Wo ich, in Ihn gewandelt, ward die Seine!
An meinem blĂŒhnâden Busen,
Den unversehrt ich stets fĂŒr ihn bewachte,
Sank er in sanften Schlummer,
IndeĂ ich fĂŒr ihn wachte,
Und mit dem Cederzweig ihm KĂŒhlung fachte.
Und als Aurorens Athem
Sein lockig Haar begann umherzuspreiten,
LieĂ sanft um meinen Nacken
Er seine Rechte gleiten,
Mir schwanden alle Sinnâ in Seligkeiten.
Von heilâger Wonne trunken,
Durftâ ich mein Haupt auf den Geliebten lehnen;
Die Welt war mir entsunken,
Gestillet all mein Sehnen,
Begraben unter Lilien Harm und ThrÀnen.
Geistlicher BlumenstrauĂ aus christlichen Dichter-GĂ€rten den Freunden heiliger Poesie dargeboten von Melchior v. Diepenbrock. [1826] 3. Aufl. Sulzbach 1854, S. 172f. (Melchior Ferdinand Joseph Diepenbrock war 1845â1853 FĂŒrstbischof von Breslau, ab 1850 Kardinal.) Bild: Christine Bonholzer.