Benefizkonzert für die Orgel

Ein musikalisch verträumter Sommerabend

Vor drei Jahren hatte der Orgelbauverein das erste Mal ein launiges Konzertprogramm mit „Melodien von der Klassik bis zum Evergreen“ aufgestellt. Am 27. Mai fand nun, abermals im Foyer der Schön-Klinik Vogtareuth, die Neuauflage 2017 statt.

Ein paar Zuschauer mehr hätten an diesem lauen Grillabend zwar noch in den Saal gepasst, aber auch so wurde das Benefizkonzert zu einem hinreißenden musikalischen Erlebnis: enorm abwechslungsreich und auf hohem Niveau. Das Publikum, darunter auch Pfarrer Guido Seidenberger, Bürgermeister Rudolf Leitmannstetter mit Gattin und Altorganist Sepp Rumberger, dankte es den Künstlern mit stehendem Applaus und reichen Spenden: Um akkurat 1000,76 Euro ist der notwendige Orgelneubau in St. Emmeram damit näher gerückt.

Applaus!
Applaus für das Benefizkonzert!

Rückblickend ist – jenseits der Einzelleistungen – erstaunlich, welche Vielfalt ein einziger Abend umfassen kann. Sie reicht von der blutjungen Geigenschülerin Magdalena Schmidmayer, die einen beneidenswert ruhigen Bogen führt, bis zum routinierten Gesangslehrer und Chorleiter Michael Felsenstein, der zwei seiner eigenen, großen Vertonungen vortrug, von denen wir uns schon 2014 mehr gewünscht hatten. Einmal jagte uns die klare, gemessene Altstimme Bernadette Osterhammers (auch sie ist selbst Chorleiterin und weiß um die Mühen eines Orgelneubaus) in den Halbtönen mühelos die Schauer über den Rücken, ein andermal hielten wir den Atem an, als Christa Huber die Violetta-Arie aus „La Traviata“ als Brillantfeuerwerk explodieren ließ. Einmal wurde es ganz still, als Magdalena und ihre Mutter Renate Schmidmayer zum Abendsegen aus Humperdincks „Hänsel und Gretel“ die Dämmerung hereinsinken ließen, dann wieder sorgte die Vogtareuther Frauengruppe Drei mal Drei für Fifties-Stimmung: mit einem flotten „Sh-Boom“ („s’Lebn is wiara Traum“) und einem geklatschten „Lollipop“, bei dem Richard Eschlbeck selbst das Plopp! aus dem Mundwinkel knallen ließ. Auch sonst war der Organisator und Zweite Orgelbauvereinsvorstand als Tenor sozusagen das Wechselpfand in diesem Reigen: Er übernahm die Rolle des Conférenciers, tanzte mit Barbara Bock zu Léhars „Die lustige Witwe“ Walzer, sang mit Renate Schmidmayer Schumanns „Sommerruh“ und kam solo als Jesus-Christ-Superstar-Herodes mit Chapeau claque auf die Bühne. Alejandro Vila, der selbst genug zaubern könnte, begleitete das mit bescheidener Hellhörigkeit vom Klaviersessel aus.

Insgesamt prägten den Abend diesmal aber doch die getragenen, ja rührenden Partien: Barbara Bock verzauberte das Publikum märchenhaft innig mit dem „Lied an den Mond“ aus Dvořáks „Rusalka“, Rudi Obermaier gab die Arie „Selig, die Verfolgung leiden“ (aus Kienzls „Evangelimann“) so ruhig und groß, dass hinter der Oper die Heilszusage zu hören war. Nicht zuletzt verlieh Graziela Lazar dem Abend noch eine bittersüße Mandelduftnote, indem sie zur Gitarre Konstantin Weckers „Weil ich Dich liebe“ mit dem leidenschaftlichen Rosana-Lied „El Talismán“ kombinierte. Dem gemeinsamen Finale („Dem, der die Liebe ist“) folgte nach hartnäckigem Applaus noch „Oklahoma“ (tutti) – gewissermaßen als Reprise des Erstkonzerts.

Florian Eichberger

Veröffentlicht in Vogtareuth.

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