1 Kor 11,23–26

Predigt zum Gründonnerstag

„Tut dies zu meinem Gedächtnis!“, so haben wir es heute in der Lesung bei Paulus gehört, in seinem ersten Brief an die noch junge Christengemeinde in Korinth schreibt er diesen Satz hinein. „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“, so heißt es in jeder Messfeier bei den Wandlungsworten.

Gründonnerstag in Zaisering 2016
Gründonnerstag in Zaisering

Aber: Tut was zu meinem Gedächtnis? – Ist uns klar, welcher Auftrag des Herrn hier an uns ergangen ist, der uns durch die Einsetzungsberichte überliefert wurde? Es geht darum, das nachzuvollziehen, was wir heute auf besondere Weise feiern: das Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern.

Wir erinnern uns an dieses Mahl, bei welchem einer zu Tisch sitzt, der ihn verraten wird, wir erinnern uns an dieses eine Mahl, bei welchem ein anderer ist, der hoch und heilig verspricht, immer zu Jesus stehen zu wollen, egal was da komme. Wir erinnern uns an dieses Mahl, bei dem die Jünger sind, die anschließend auf und davon laufen …

„Tut dies zu meinem Gedächtnis“?

Ja! – Es ist ein Mahl, zu dem Jesus immer wieder neu einlädt, und wir sind diejenigen, die dazu eingeladen sind, weil wir nicht anders sind als die Jünger. Und trotzdem dürfen wir auf unfassbare Weise an diesem Mahl teilnehmen, um mit ihm versöhnt zu werden. Wir dürfen wie Johannes an Jesu Seite sitzen und uns von ihm umfangen und ergreifen lassen.

Und genau das ist es, was uns eine weitere Dimension eröffnet und uns in diesem Ausspruch „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ eröffnet wird. Es ist nicht irgendwann gewesen, vor zweitausend Jahren oder vor knapp tausend Jahren, als die Kirche in Ost und West darüber gestritten hat, was richtig ist; oder vor fünfhundert Jahren, als in Deutschland über die Gegenwart des Herrn in der Eucharistie gestritten wurde. „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“, sagt Jesus zu jedem von uns hier und jetzt in diesem besonderen Anfang des österlichen Triduums, wie er es uns in jeder Messe sagt: Ich bin da, erinnere dich daran, Gott hat deine Gestalt angenommen, und er ist bei dir durch die Zeit hinweg, dieses Brot ist sein heiliger Leib, in dem sich auch das Opfer des Kreuzes widerspiegelt – ja, das ganze Erlösungswerk zu unserem Heil! Erinnere dich daran und sag es allen Menschen und lebe so, dass man es sieht und spürt, lebe als Mensch, der sich des Göttlichen bewusst ist!

Sind wir davon überzeugt? Leben wir so? Oder ist das Geheimnis der Gegenwart Gottes in den heiligen Sakramenten und besonders in der Eucharistie nur eine Schöntuerei?

Das Zweite Vatikanische Konzil versucht bereits, es den Menschen in Erinnerung zu rufen: Die Feier der Eucharistie bzw. die Eucharistie selbst ist der größte Schatz, den wir haben; so wird sie als Quelle und Höhepunkt des christlichen Lebens beschrieben. Man könnte sagen, weil sich die Gemeinde um den Herrn versammelt, wie damals im Abendmahlsaal die Jünger um Jesus, und weil wir so den heiligen Leib der Kirche bilden, der natürlich auf den Einzelnen betrachtet nicht heilig ist, aber in der Verbindung und Gemeinschaft Jesu. Und das schwingt nun alles mit in diesem Satz.

„Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ Dieser Satz erinnert uns auch daran, wie lebensnotwendig die Feier der Eucharistie ist und wie eng sie mit dem Priestertum verbunden ist, an das mit dem Gedächtnis der Feier des Abendmahles erinnert wird. Ohne Priester gibt es keinen gewandelten Leib des Herrn.

„Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ Und so macht Jesus dann auch dieses Beispiel der Fußwaschung vor. Gestärkt durch den Leib des Herrn sollen wir leben und handeln.

Amen.

Konrad Roider

Veröffentlicht in Glauben, Zaisering.